Wo steht das DFB-Team nach der Nations League?
DW
Das DFB-Team blickt nach dem gelungenen Auftritt gegen Italien zum Abschluss der Nations-League-Phase optimistisch Richtung Weltmeisterschaft. Doch rund fünf Monate vor dem Turnier in Katar sind auch viele Fragen offen.
Mit einem 5:2 gegen Europameister Italien verabschieden sich Bundestrainer Hansi Flick und die Nationalmannschaft in den Sommerurlaub. Nach zuvor drei schwachen bis mäßigen Auftritten in der Nations League gegen Italien, England und Ungarn bringt der höchste Sieg gegen den ewigen Rivalen seit 83 Jahren eine Menge Selbstvertrauen zurück. Doch wo steht das Team fünf Monate vor dem WM-Auftakt in Katar wirklich und was sind die größten Baustellen für den Bundestrainer?
Ein "kleiner Stresstest" sei das vierte Spiel in der Nations League binnen zehn Tagen gewesen, sagte ein zufriedener Bundestrainer nach dem Kantersieg gegen Italien und sprach der Mannschaft ein "Riesenkompliment" aus. "Danke", für die Art und Weise, "wie sie Fußball gespielt hat. So sollte es weitergehen", sagte der Bundestrainer vor dem Abflug in den Sommerurlaub. Nach der Serie von acht Siegen nach seiner Amtsübernahme im vergangenen Sommer drohte die Stimmung in Flicks Team nach den drei ersten Nations-League-Spielen, die allesamt 1:1 endeten, zu kippen. Zu wenig Kreativität, kaum Torszenen, zu selten Gefahr für den Gegner: Kritik am Team und vor allen an den Offensivleuten Leroy Sané und Timo Werner wurde vor dem Italien-Spiel lauter - intern und extern.
Gegen Italien zeigte sich das Team dann in allen Belangen verbessert. Alle Mannschaftsteile funktionierten für sich und miteinander, das DFB-Team ließ Ball und Gegner laufen, so wie es sich das Trainerteam wünscht, dominierte den Gegner und kreierte zahlreiche Tormöglichkeiten. Es geht, wissen jetzt alle. Oder wie Thomas Müller es ausdrückte: "Wir haben alles, um an einem guten Tag jeden schlagen zu können."
In der Offensive drückte der Schuh in allen vier Spielen in Sachen Chancenverwertung. Gegen die Top-Gegner bei der WM wird das Flick-Team mutmaßlich weniger klare Tormöglichkeiten bekommen, als im Spiel gegen das in einem radikalen Neuaufbau steckende Team von Europameister-Trainer Roberto Mancini (nur zwei Spieler aus dem EM-Finale standen in der Startelf gegen Deutschland).
Und auch in der Defensive leistete sich das Team immer wieder Unachtsamkeiten. In allen vier Spielen gab es mehrere Situationen, in denen Manuel Neuer in höchster Not retten musste. Bezeichnenderweise gab es immer mindestens ein Gegentor. Eine Tatsache, die auch Neuer immer wieder ärgerliche Falten auf die Stirn zauberte. Spätestens in der WM-K.o.-Phase muss die deutsche Defensive sattelfester sein, denn dann wird es möglicherweise nicht mehr reichen, "nur" über 70, 80 Minuten eine starke Leistung zu zeigen.