Wo Sicherheit eine Frage der Perspektive ist
Süddeutsche Zeitung
Die afghanische und die deutsche Regierung sehen die Sicherheitslage deutlich positiver als die Bevölkerung. Die Ortskräfte, die für die Bundeswehr gearbeitet haben, haben nach dem Abzug der deutschen Truppen vor allem eins: Todesangst.
Es klingt, als würden sie unterschiedliche Realitäten beschreiben. Zunächst Saifora Niazi, Parlamentsabgeordnete für die nördliche Balch-Provinz im nationalen Parlament in Kabul: Sie findet, die aktuelle Lage sei mit nichts aus den vergangenen Jahren zu vergleichen. Sie zählt in einem Telefongespräch zahlreiche Distrikte auf, die in dem ehemaligen Bundeswehr-Einsatzgebiet Balch in die Hände der Taliban gefallen seien. Die afghanische Parlamentsabgeordnete spricht auch über Gebiete, die von den Regierungstruppen zurückerobert worden seien, und sie berichtet von "schweren Bombardements, die auch zivile Opfer verursacht haben". Und Niazi sagt über ihre Heimatstadt Masar-i-Scharif: "Die Sicherheitslage in der Stadt ist alarmierend. Die Taliban haben die Tore der Stadt erreicht, die Menschen haben Mut bewiesen, haben den Sicherheitskräften beigestanden und sie zurückgetrieben".More Related News