
Wo der Rabbi mit dem palästinensischen Farmer raucht
n-tv
Auf einem kleinen, palästinensischen Bauernhof zwischen israelischen Siedlungen und Checkpoints versuchen ein Siedler-Rabbi und ein Palästinenser, die verfeindeten Bevölkerungsgruppen zusammenzubringen. Über die Erfolgsaussichten machen sie sich keinerlei Illusionen. Aufgeben können sie nicht.
"Es ist ja total offensichtlich, dass wir gescheitert sind", sagt Shaul und zieht an einer Zigarette, die sein Freund Khaled ihm reicht. Shaul Judelman, ein Rabbi aus der nahe gelegenen - laut internationalem Recht illegalen - israelischen Siedlung Tekoa, und Khaled Abu Awwad, ein palästinensischer Farmer aus dem Dorf Beit Ummar, arbeiten seit Jahren zusammen. Sie wollen jüdische Israelis und Palästinenser genau dort zusammenzubringen, wo Verständigung und Frieden am aller unmöglichsten erscheint. Im Westjordanland auf Khaleds Farm, die zugleich ein kleines Begegnungszentrum ist, veranstalten sie mit der von ihnen ins Leben gerufenen Organisation Begegnungen, Gesprächskreise und Kinderferienlager.
Während Shaul und Khaled erzählen, kräht im Hintergrund ein Hahn. Das Blöken der Schafe im Stall ist zu hören. Mehrere hundert Jugendgruppen aus ganz Israel waren in den vergangenen zehn Jahren hier auf diesem kleinen, idyllischen Bauernhof mitten im hochgesicherten jüdischen Siedlungsblock Gush Etzion zu Besuch. Viele setzten dabei erstmals einen Fuß in das Westjordanland, sprachen erstmals mit einem Palästinenser.
Stundenlang könnten Shaul und Khaled herzerwärmende Anekdoten aus den vergangenen Jahren erzählen: von israelischen Soldaten beispielsweise, die berichtetet hätten, ihre Begegnung mit Khaled auf seiner Farm hätte nicht nur ihre Sicht auf die Palästinenser grundlegend geändert, sondern sei der Grund, dass sie selbst während ihres Dienstes an den Checkpoints im Westjordanland nicht zu "Monstern" geworden seien und ihre Macht missbraucht hätten.