
Wissenschaftler erkennen „sofortigen Handlungsbedarf“
Die Welt
Ein Expertengremium hat die Documenta auf weitere antisemitische Bilder untersucht. Schon der erste Teil des Gutachtens offenbart die massiven Versäumnisse – und fordert Konsequenzen. Das verantwortliche Künstlerkollektiv Ruangrupa sieht sich weiter als Opfer einer Kampagne.
Zur Begutachtung der Documenta und der Recherche, ob weitere antisemitische Motive in Kassel ausgestellt werden, hatten im Juli die Gesellschafter des Kunstfestivals ein fachwissenschaftliches Gremium eingesetzt. Lange hat die Öffentlichkeit auf das Ergebnis warten müssen. Jetzt sind die Wissenschaftler zu der Einschätzung gekommen, das bezüglich eines Werks „sofortiger Handlungsbedarf besteht“.
Es handelt sich dabei um ein Werk, das schon seit Eröffnung Mitte Juni in der Kritik steht. Die Vorführung von „Tokyo Reels Film Festival“ vom Kollektiv Subversive Film, die Versatzstücke propalästinensischer Propagandafilme der 1960er- bis 1980er-Jahre kompiliert haben, sei „zu stoppen“, heißt es in der Presseerklärung, die auf der Seite der Documenta veröffentlicht wurde. Problematisch an dem Werk seien vor allem eingefügte Kommentare der Künstler selbst, „in denen sie den Israelhass und die Glorifizierung von Terrorismus“ legitimierten. Das historische Material werde nicht „kritisch reflektiert, sondern als vermeintlich objektiver Tatsachenbericht affirmiert“.