
Wirecard-Manager vor Gericht
DW
In München hat heute der Strafprozess gegen Ex-Wirecard-Chef Markus Braun und zwei weitere Top-Manager des Skandal-Konzerns begonnen. Die Anklage hat es in sich: Bilanzfälschung und gewerbsmäßiger Bandenbetrug.
Zweieinhalb Jahre nach der Wirecard-Pleite hat der Strafprozess um den mutmaßlich größten Betrugsfall in Deutschland seit 1945 begonnen. Vor dem Landgericht München I eröffnete der Vorsitzende Richter Markus Födisch am Donnerstag das Großverfahren gegen den früheren Vorstandschef Markus Braun und seine zwei Mitangeklagten
Der zusammengebrochene Finanzkonzern Wirecard wurde nach Ansicht der Münchner Staatsanwaltschaft von einer Verbrechergruppe gesteuert. Vorstandschef Markus Braun habe sich mit anderen Spitzenmanagern zu einer "Bande" zusammengeschlossen, um die Existenz eines erfolgreichen Unternehmens vorzutäuschen, sagte Staatsanwalt Matthias Bühring am Donnerstag bei der Verlesung der Anklage zum Prozessauftakt vor dem Landgericht München. Auf der Anklagebank sitzen neben Braun die früheren Wirecard-Manager Stephan von Erffa und Oliver Bellenhaus.
Bühring sagte weiter, die Bande habe das Ziel gehabt, mit erfundenen Einnahmen von externen Geschäftspartnern die Bilanz und den Umsatz von Wirecard aufzublähen. Die Beteiligten hätten den "Tatplan" ausgeheckt, "das Unternehmen finanzkräftiger und für Investoren und Kunden attraktiver darzustellen". Mit der Manipulation sei Geldgebern vorgetäuscht worden, Wirecard sei zahlungsfähig und kreditwürdig. Tatsächlich habe Wirecard aber Verluste geschrieben und die Kredite gebraucht, "um den Kollaps des Unternehmens zu verhindern". Die frisierten Geschäftszahlen hätten außerdem dazu gedient, den Kurs der Wirecard-Aktie zu steigern.
Am Anfang stand ein Anruf. "Sag mal, hättest Du Interesse an ein paar deutschen Gangstern?", fragte ein australischer Hedgefonds-Manager. Am anderen Ende der Leitung war Dan McCrum, Wirtschaftsjournalist bei der Financial Times (FT) in London. Das war 2014, so erzählt es McCrum später in einer Film-Doku über den Wirecard-Skandal. Er war auf der Suche nach einer saftigen Geschichte "über zwielichtige Firmen, Unternehmensbetrug und solche Sachen. Denn das sind nun einmal tolle Geschichten".
Damals hörte McCrum den Namen Wirecard zum ersten Mal. Sein Gesprächspartner hatte ihm den Tipp gegeben, dass beim genauen Blick auf die Wirecard-Konten etwas nicht stimmen könnte. McCrum konnte damals nicht ahnen, dass er drauf und dran war, den größten Finanzbetrug der deutschen Nachkriegsgeschichte aufzudecken.