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Wir sind (fast) alle Ukraine
n-tv
Am Ende ist es, wie seit Wochen vorhergesagt: Sieger des diesjährigen Eurovision Song Contests ist die Ukraine. Doch es ist nur ein halbgares Zeichen der Solidarität, das in Turin gesetzt wird. Für Deutschland gerät die Show dagegen mal wieder zum Desaster. Warum nur?
Seine eigentliche Bestimmung trägt der Eurovision Song Contest (ESC) natürlich bereits in seinem Namen. Es ist ein Musikwettbewerb, bei dem es darum gehen soll, den besten Song des Abends zu küren. Und wenn schon nicht den, dann wenigstens den, bei dem die meisten Menschen in Europa (und Australien) ins Mitwippen, Mitschmachten oder Mitgrölen geraten. Eine politische Veranstaltung soll der ESC dagegen per se nicht sein. Darauf hinzuweisen, wird die austragende European Broadcasting Union (EBU) auch nie müde. Laut Regelwerk sind auf der ESC-Bühne sogar "Texte, Ansprachen und Gesten politischer Natur" streng untersagt.
Ein großes europäisches Fest ohne politische Implikationen zu feiern, ist sicher ein hehres Ziel. Aber die Katze, einen an Staaten gekoppelten Wettbewerb ohne jeglichen nationalen Wettstreit zu veranstalten, beißt sich seit jeher in den Schwanz. Das belegt allein das ewige Punktegeschacher zwischen bestimmten Ländern, das auch 2022 nicht ausgemerzt ist, wenn etwa Griechenland von der Jury aus Zypern oder Serbien von den Juroren aus Kroatien mal wieder die vorhersehbaren 12 Punkte bekommen.
Aber auch in anderer, durchaus positiver Hinsicht hat der ESC schon gezeigt, dass er halt doch mehr als "nur" ein "Song Contest" sein kann. Zum Beispiel, als ihn 2014 eine gewisse Conchita Wurst mit Bart im Abendkleid gewann. Der Auftritt der Österreicherin damals war stark, ihr Song "Rise Like A Phoenix" ein Brett. Und doch war ihr Sieg auch und vor allem ein demonstratives Zeichen für Diversität über die europäischen Ländergrenzen hinweg.