"Wir realisieren, dass wir nicht die Guten sind"
n-tv
Bei ihrer Gegenoffensive nehmen ukrainische Truppen viele russische Soldaten fest. In einem Bericht bestätigen diese Gerüchte über russische Sperrtrupps und andere unmenschliche Praktiken der russischen Militärführung. Einen Gefangenenaustausch wollen sie vermeiden - aus Angst vor ihren Landsleuten.
Zwei Tage lang war alles ruhig, dann begann plötzlich der Angriff bei Welyka Nowosilka - einer kleinen Stadt, die knapp 100 Kilometer südwestlich von Donezk in der Ostukraine liegt. "Es war chaotisch", erzählt Anatoli. "Überall wurde geschossen, jeder ist losgerannt. Ich habe versucht, im Feld vor uns den Feind zu finden, konnte aber niemanden erkennen. Ein paar Minuten später haben Ukrainer unsere Position gestürmt und Granaten in unseren Graben geworfen. Ich bin aufgestanden und habe 'Ich gebe auf! Ich gebe auf!' gerufen."
Fünf andere Männer in dem Graben sind zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Unter ihnen auch sein guter Freund Georgi, wie Anatoli ausführt. Er hat für die russische Armee in der Ukraine gekämpft und wurde vor wenigen Tagen von ukrainischen Einheiten festgenommen. Im "Wall Street Journal" berichten er und andere Kriegsgefangene von ihren Erlebnissen. Journalisten der US-Zeitung haben sie in einem temporären Kriegsgefangenenlager in der ukrainischen Stadt Kramatorsk unweit der Front besucht. Die Reporter sprechen von einem beständigen Strom neuer Gefangener, die dort täglich ankommen.
Nach Angaben des "Wall Street Journals" befinden sich unter den Gefangenen sowohl reguläre Soldaten der russischen Armee als auch Wehrpflichtige und Söldner. Viele von ihnen gehören demnach russischen Minderheiten aus Sibirien an. Unter ihnen sind aber auch Einwohner der russischen Ostsee-Metropole St. Petersburg und der Großstadt Wladiwostok auf der anderen Seite des Landes am Pazifik.