"Wir müssen uns verteidigen" - Junge Ukrainer und der Krieg
DW
Der russische Angriff hat das Leben junger Ukrainerinnen und Ukrainer verändert. Viele melden sich zur Armee, andere schließen sich der Territorialverteidigung an oder sind als Freiwillige im Einsatz.
Der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine hat das Leben dort schlagartig und radikal verändert und die Träume vieler junger Ukrainer zerstört. Die DW hat die Geschichten von vier jungen Ukrainern zusammengetragen, für die nichts mehr so ist wie noch zu Anfang des Jahres.
Margarita ist 25 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Charkiw. Sie hat sich in Kiew der Territorialverteidigung angeschlossen.
"Im zivilen Leben war ich als PR-Managerin und Autorin tätig, habe mich aber auch als Aktivistin für die Bewahrung des historischen Kiews eingesetzt. Mein Leben bestand aus Sport, ich lernte Spanisch, traf Freunde und liebte das Reisen. Und dann war all dies auf einen Schlag vorbei. Als Russland am 24. Februar erneut in die Ukraine einmarschierte, blieb mir keine Wahl. Meine Familie war in Charkiw und ich allein in Kiew. Fliehen kam für mich nicht in Frage, daher schloss ich mich der Territorialverteidigung an.
Jetzt besteht meine neue Realität daraus, mit Sirenengeräuschen einzuschlafen und wieder aufzuwachen und neue Fähigkeiten zu erwerben. Ich hatte mal einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert, deswegen konnte ich mich der Territorialverteidigung anschließen, um dort medizinische Hilfe zu leisten. Ich beschäftige mich mit der Anschaffung von Medikamenten und helfe bei der Behandlung von Patienten. Ich bereite mich auch auf die Versorgung Verwundeter vor.
Über ein Monat ist vergangen und es besteht kaum Hoffnung, dass der Krieg schnell enden wird. Wir bereiten uns auf einen langwierigen Stellungskrieg vor. Neulich bin ich durch Kiew gefahren, und es schien mir, als würde das Leben irgendwie wieder in Gang kommen. Ich habe eine Familie mit Kind gesehen, die spazieren ging und gelacht hat wie früher. Wenn es gelingt, die russischen Truppen rund um Kiew fernzuhalten, dann wird die Hauptstadt bald wieder zu einem normalen Leben zurückkehren können."