Winterkorn gibt sich gut gelaunt und kündigt eine Erklärung an
n-tv
Wann erfuhr Ex-VW-Chef Winterkorn von den Abgas-Tricksereien im Konzern? Nach Ansicht der Anklage deutlich früher, als er bislang behauptet. Vor Gericht muss sich der inzwischen 77-Jährige wegen mutmaßlich gewerbsmäßigen Betrugs, Marktmanipulation und uneidlicher Falschaussage verantworten. Der Prozess wird Monate dauern.
Dieselmotoren, Akustikfunktion, Umschaltlogik und Software-Manipulation: Plötzlich sind die Begriffe wieder da, die Volkswagen in die bisher größte Krise der Unternehmensgeschichte stürzten. Neun Jahre nach dem Auffliegen des Abgasskandals steht der damalige Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn als Angeklagter vor Gericht. Eine Wirtschaftsstrafkammer in Braunschweig will die Rolle des 77-Jährigen aufarbeiten, der von 2007 bis 2015 den größten europäischen Autobauer anführte. Er will sich am morgigen zweiten Verhandlungstag mit einem Statement äußern.
"Heute geht es mir ganz gut", sagte Winterkorn kurz vor dem Prozessauftakt. Von mehreren Operationen ist der einst bestbezahlte Topmanager des Landes sichtbar gezeichnet. Mit betontem Lächeln drückte er aber vor und auch im Gerichtssaal seine Zuversicht für das Verfahren aus. "Unser Mandant weist die gegen ihn erhobenen Vorwürfe entschieden zurück", teilte sein Verteidiger Felix Dörr für ihn mit. "Wir sind zuversichtlich, dass wir zu einem guten Ergebnis für unseren Mandanten gelangen werden." Für die Verteidigung steht fest, Winterkorn habe "nicht betrogen" und "niemanden geschädigt".
"Dieselgate" mit Abgasmanipulationen bei Millionen VW-Fahrzeugen war im September 2015 durch Nachforschungen von US-Umweltbehörden und Wissenschaftlern aufgeflogen. Die Affäre um die Schummel-Software - mal Akustikfunktion, mal Umschaltlogik genannt - sollte Volkswagen allein für die juristische Aufarbeitung mehr als 32 Milliarden Euro kosten. Winterkorn trat wenige Tage nach Bekanntwerden zurück und übernahm damit die politische Verantwortung. Eine persönliche Verantwortung wies er stets zurück.