
Windkraftausbau: Spagat zwischen Klima- und Naturschutz
n-tv
Der Ausbau der Windkraft an Land hat 2021 in Hessen leicht zugelegt. Das Tempo ist aber aus Sicht von Branchen- und Umweltverbänden zu niedrig, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Widerstand gegen neue Projekte regt sich hingegen immer häufiger bei Anwohnern und Naturschützern.
Kassel/Wiesbaden (dpa/lhe) - 1160 Windkraftanlagen gibt es derzeit in Hessen, zum Jahresende 2021 waren 41 weitere genehmigt, aber noch nicht in Betrieb. Laut Bundesnetzagentur nimmt Hessen aktuell im Bundesländer-Vergleich den neunten Platz bei der Anzahl aktiver Windräder ein, bei den Anlagen pro Quadratmetern den zwölften Rang. Das hessische Wirtschaftsministerium erklärt diesen Rückstand damit, dass andere Bundesländer etwas früher mit dem Ausbau gestartet seien.
"Von 2014 an hat Hessen jedoch aufgeholt", sagte ein Sprecher des Ministeriums. Bis 2017 seien mehr als 300 neue Anlagen entstanden, 2018 nochmals 69. "2019 gab es jedoch einen bundesweiten dramatischen Einbruch, der im Wesentlichen durch die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes von 2017 verursacht wurde und lange nachwirkte." Hessen sei nun aber wieder auf Kurs. "Die Windkraft ist für Hessen die wichtigste regenerative Energiequelle, und ihr Ausbau ist unerlässlich, um bis 2045 das Ziel einer ausschließlich auf erneuerbaren Quellen basierenden Energieversorgung zu erreichen", erläuterte der Sprecher.
Nach Ansicht von Joachim Wierlemann vom Landesverband Windenergie geht der Ausbau in Hessen "sehr schleppend" voran. Ein großes Hemmnis seien die langen Genehmigungsverfahren. Zwar habe das Land bereits zehn neue Stellen in den Genehmigungsbehörden genehmigt, "aber es bräuchte zehn zusätzliche Stellen in jedem der drei hessischen Regierungspräsidien." Da gegen geplante Windparks fast immer geklagt werde, verzögere auch der Mangel an Richtern in den Verwaltungsgerichten den Ausbau. "Insgesamt braucht es fünf bis sieben Jahre von der Planung einer Anlage bis zu ihrer Genehmigung", erläuterte Wierlemann.
