Windkraft-Ausbau: Millionen neue Jobs weltweit
DW
1,3 Millionen Menschen arbeiten weltweit in der Windbranche. Künftig werden fünfmal mehr Fachkräfte gebraucht, denn immer mehr Windräder helfen beim Umstieg auf erneuerbare Energien. Auch Quereinsteiger sind willkommen.
"Oben auf dem Dach ist die Aussicht überwältigend. Gerade an sonnigen, kalten Wintertagen hat man eine klare Sicht", sagt Tim Schmolowski. In 60 bis 140 Meter Höhe kümmert er sich um Wartung und Reparatur von Windrädern. 2015 sah der ausgebildete Mechaniker eine Stellenannonce bei einer Wartungsfirma für Windanlagen in Erkelenz bei Köln. "Das klingt gut, dachte ich. Sicher ein Job mit Zukunft, und dann habe ich mich darauf beworben." Schmolowski bekam den Job, Höhenangst hatte er nicht. Doch eine zweiwöchige Schulung in Sicherungstechnik war vor dem ersten Einsatz wichtig: "Man muss bei der Arbeit konzentriert sein und darf den Respekt nicht verlieren."
Seine Firma, die "Deutsche Windtechnik", hat inzwischen mehr als 2000 Mitarbeiter. Weltweit arbeiten bereits mehr als 1,3 Millionen Menschen in der Windbranche - durch den zunehmenden Ausbau wächst auch der Bedarf an Fachkräften. Die meisten Jobs gibt es weltweit bei der Planung von Windparks und im Anlagenbau (600.000), bei der Konstruktion von Turbinen, Flügeln und Turmteilen in den Fabriken sind es 440.000 und rund 220.000 im Bereich Wartung und Betrieb.
In Altanlagen muss Schmolowski noch eine Leiter in den Türmen hochklettern, etwa 60 Meter hinauf. Die meisten neueren Anlagen haben Aufzüge, die gut 100 Meter in die Höhe fahren, das erleichtert den Zugang für die Wartung von Windkraftnabe, Getriebe und Stromgenerator. Dabei ist ein breites Fachwissen wichtig. "Bei älteren Anlagen ist viel Mechanik verbaut. Bei modernen Anlagen verschwindet die immer mehr und wird durch Elektronik ersetzt", so der 33-Jährige. Er selbst habe in den letzten sechs Jahren viel dazugelernt, sagt er. Anfangs etwa habe er noch keine Ahnung von Elektrotechnik gehabt.
Die Servicetechniker arbeiten immer zu zweit, ein erfahrener Kollege lernt dabei Neueinsteiger an. Vorrang haben aktuelle Störungen, danach geht es um planmäßige Kontrollen und den Austausch von Verschleißteilen, fast "wie beim Auto", so Schmolowski.
Ob es eine Störung in einer Windanlage gibt, erfahren Scholowski und seine Kollegen von der Fernleitwarte. Die steht gut 400 Kilometer nördlich von Erkelenz, im kleinen Ort Ostenfeld an der Grenze zu Dänemark. Rund um die Uhr überwachen von diesem Kontrollzentrum aus mehrere Mitarbeiter über 6000 Windkraftanlagen zu Land und im Meer in ganz Europa, ebenso wie in den USA und Taiwan.