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Windenergie: Warum Dänemark wichtig ist
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Europas ambitionierte Plane zum Ausbau der Offshore-Windenergie brauchen Häfen. Eine der größten ist Esbjerg. Die dänische Stadt macht vor, wie konsequente Energiewende geht.
Für Jesper Frost Rasmussen war es ein denkwürdiger Tag, jener 18. Mai 2022, an dem vier Regierungschefs und die EU-Kommissionspräsidentin nach Esbjerg kamen. Der Anlass: Sie wollten ein Strategiepapier zum Ausbau der Offshore-Windenergie unterzeichnen. Bis 2030 wollen die Staaten gemeinsam 65 Gigawatt (GW) an Windenergie in der Nordsee aufbauen, bis 2050 sogar 150 GW. Eine Kopie dieser Esbjerg-Deklaration hängt eingerahmt in Rasmussens Büro. Unterschrieben vom deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz, der dänischen Premierministerin Mette Frederiksen, den Ministerpräsidenten von Belgien und den Niederlanden, Alexander de Croo und Marc Rutte.
Rasmussen ist Bürgermeister von Esbjerg und weiß, dass seine Stadt in diesen Plänen eine Schlüsselrolle spielt. Esbjerg ist einer der wenigen Häfen für die Offshore-Windindustrie in Europa. Von hier verschiffen Branchengrößen wie Vestas und Siemens Gamesa Windturbinen, versorgt der Stromproduzent Örsted rund 25 Offshore-Windparks mit Ersatzteilen. Das sind mehrere Tonnen schwere Getriebe, Generatoren und Naben.
Auf den Kais ist Platz - auch für die meterlangen Rotorblätter, die gestapelt auf ihre Abfahrt warten. Ohne solche Infrastruktur blieben Europas hochfliegende Offshore-Träume nur ein laues Lüftchen.
Dagegen herrscht in deutschen Häfen eher Flaute. In Bremerhaven gab es jahrelangen Streit über den Ausbau zum Offshore-Windhafen, der am Ende die Gerichte beschäftigte. Einige Unternehmen der Branche wie Prokon, Senvion und Windreich gingen derweil Pleite. Auch in anderen deutschen Häfen tut sich wenig. Lediglich vom deutlich kleineren niederländischen Eemshaven aus gehen bereits Fundamente für die rotierenden Riesen auf die Reise.
Esbjerg hat die Segel rechtzeitig gesetzt. Über Jahrzehnte bestimmte der Bau von Öl- und Gasplattformen in der Nordsee das Geschehen. Nun übernimmt die Windenergie. Schon jeder neunte Job in Esbjerg hängt direkt an der Windkraft: insgesamt rund 5000.