Wien und der Ring der Narretei
Süddeutsche Zeitung
Im Zentrum brüllt und trommelt eine krude Mischung gegen die Corona-Auflagen, während die anderen mit der U-Bahn unten durch fahren. Über einen gespenstischen Tag in zwei scheinbar getrennten Welten.
Aus der Vogelperspektive hätte man am Samstag glauben können, Wiens historische Innenstadt befinde sich im Belagerungszustand: Das Zentrum rund um den Stephansdom voll von Menschen, die bei schönstem Sonnenschein vor dem Lockdown noch einmal ausgiebig shoppen gehen wollten. Und drum herum, entlang der gesamten etwa fünf Kilometer langen Ringstraße, die das Zentrum umschließt, eine Menge von etwa 40 000 brüllenden, trommelnden, pfeifenden Demonstranten, die Zufahrten blockierten, Polizisten attackierten, Pyrotechnik entzündeten, Bierdosen und Steine warfen, "Nieder mit der Diktatur" und "Widerstand" skandierten.