Wie zu heiß gewaschene Clowns
Süddeutsche Zeitung
Die Designer des deutschen Olympiadress wollten etwas Besonderes - doch das Fazit fällt vernichtend aus. Deutschlands Sportkleidung wirkt auch in China unglücklich und schrankartig.
Eine abschließend gültige Wahrheit lautet, dass mit den deutschen Nationalfarben modisch nichts anzufangen ist. Andere Nationen mit anderen Farben haben es durch die Bank besser erwischt. Frankreich zum Beispiel: C'est formidable. Italien: Magnifico. Brasilien: Caramba!
Die deutschen Nationalfarben hingegen sind und bleiben das Äquivalent zur Schrankwand aus Eiche: sperrig, wuchtig, keine Spur von Esprit und Eleganz - unzählige gescheiterte Versuche auf den Laufstegen internationaler Sportwettbewerbe haben es bewiesen.
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Auch die Designer von Adidas müssen auf den letzten Metern bemerkt haben, dass mit Schwarz-Rot-Gold kein Fashion-Pokal zu gewinnen ist, weshalb sie das Rot gedimmt und das Gold zu einem sorbethaft-säuerlichen Gelbgrünbraun verwässert haben. Mit dem Ergebnis, dass die deutschen Athleten im Stadion von Peking einliefen wie farblich zu heiß gewaschene Clowns.
Seither hat man in vielen Bildschirmstunden versucht, sich den deutschen Olympia-Anzug schön zu fernsehen. Man hat probiert, die schrankartige Anmutung der Jacken auszublenden (wodurch der Blick auf die fantasielosen Mützen fiel). Man hat sich gesagt, dass auch das edle Haus Dior in seiner Frühjahrskollektion Colourblocking empfiehlt (wenn auch mit glücklicheren Farben). Vergeblich.