Wie Ziehl-Abegg erfolgreich um Fachkräfte wirbt
RTL
Bis zu 2,1 Millionen Abrufe haben die TikTok-Videos der Ventilatoren-Firma Ziehl Abbeg. Was hier zunächst nach Spaß aussieht, hat einen ernsten Hintergrund.
Bis zu 2,1 Millionen Mal wurden einzelne TikTok-Videos der Ventilatoren-Firma Ziehl-Abbeg schon angesehen. Was hier im ersten Moment nach Spaß aussieht, hat einen ernsten Hintergrund: Dem Unternehmen fehlen Fachkräfte. Mit lustigen Videos auf der Social-Media-Plattform will das Unternehmen deswegen neue Mitarbeiter und den Nachwuchs auf sich aufmerksam machen – mit Erfolg.
Mit einem Bären-Video bei TikTok fing alles an: Rainer Grill, Pressesprecher von Ziehl-Abegg, liest über die neue Social-Media-Plattform und probiert sie im Rumänien-Urlaub direkt selbst aus. Obwohl er damals keine Follower hat, wird das Video rund 300 Mal gesehen. Das habe ihn sehr beeindruckt, erzählt Grill im Gespräch mit RTL. In der Kaffee-Ecke des Unternehmens spricht er mit seiner Kollegin Rebecca Amlung über die App. Gemeinsam beschließen sie, das auch für ihr Unternehmen umzusetzen. Nach dem "Go" des CEOs produzieren sie die Videos zunächst nach Feierabend.
Knapp drei Jahre später folgen dem Account von Ziehl-Abbeg mehr als 83.000 Menschen, mehr als 42 Millionen Aufrufe hat das Maschinenbau-Unternehmen schon gesammelt. Sie veröffentlichen Sketche aus ihrem Büroalltag und lustige Tanz- und Playbackvideos. Besonders beliebt sind auch die sogenannten "Boss Pranks", in denen Rainer Grill – mal mit, mal ohne sein Wissen – von seinen Mitarbeiterinnen auf die Schippe genommen wird.
Doch reiner Spaß ist der Account bei TikTok nicht. Wie viele andere Unternehmen sucht auch Ziehl-Abegg nach Fachkräften. Insgesamt sind derzeit 89 Stellen unbesetzt, elf davon für Auszubildende und 32 für Studierende. Mit ihrem Auftritt bei TikTok wollen sie mögliche Arbeitskräfte und den Nachwuchs auf das Unternehmen aufmerksam machen.
Bisher konnte durch ihren Auftritt bei TikTok mindestens eine Stelle besetzt werden. Wie viele neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen genau über ihren Aufritt auf der Social-Media-Plattform ins Unternehmen gekommen sind, weiß Rainer Grill nicht. Das spiele auch keine Rolle, die Zahlen sprechen für sich. Außerdem sei es nur schwer nachzuvollziehen, weil viele neue Mitarbeitende oft mehrere Kontakte mit dem Unternehmen bräuchten, bis sie sich schließlich bewerben. Und TikTok sei dann einer davon.
Mit Zahlen belegen kann Rainer Grill aber die Klicks über TikTok auf verschiedene Stellenausschreibungen. Mit einem integrierten Link in ihrer Profilbeschreibung finden Interessierte schnell einen Überblick über derzeit offene Stellen. Mehr als 800 Menschen haben sich so schon konkret verschiedene Stellenbeschreibungen angeschaut - ohne, dass das Unternehmen einen Cent dafür zahlen musste. "Die Zahlen haben gezeigt, die Leute interessieren sich für uns", so Grill im Gespräch mit RTL.
Auch die Kommentare unter den Videos zeigen, dass ihre Idee funktioniert. "Habt ihr zufällig Vakanzen im Bereich finance/ controlling?", kommentiert ein Nutzer unter eines der Videos, und: "Rekrutiert ihr auch IT-Entwickler?". Das sind Jobs, die das Unternehmen sonst mit Headhunter suchen müsste, so Grill.
Ihr Wissen rund um die Plattform hat sich das dreiköpfige TikTok-Team bei Ziehl-Abegg selbst beigebracht. Dabei haben sie auch gelernt: Videos, in denen ein Firmenlogo zu sehen ist, kommen auf TikTok nicht gut an. Hier hätten Nutzer das Gefühl, Werbung zu schauen, so Grill zu RTL. "Das kennen wir aus unserem eigenen Nutzerverhalten, Werbung wird weggeswiped." Dass der Account des Unternehmens nicht offensichtlich werblich ist, hält Rainer Grill für einen Grund des Erfolgs.