
Wie weiter in der Bankenkrise?
DW
An den Finanzmärkten ist wieder etwas Ruhe eingekehrt. Doch die Sorge bleibt, ob nach der Übernahme der taumelnden Credit Suisse durch die UBS die Bankenkrise wirklich ausgestanden ist.
Ein Grund für die Sorge ist allein die Größe der nun einzigen Schweizer Großbank, der "neuen UBS". "Ein Zombie ist weg, doch ein Monster entsteht" - so kommentierte die Neue Zürcher Zeitung Anfang der Woche die Notfusion der Credit Suisse mit der langjährigen Konkurrentin. "Das Risiko ist erst mal gedämpft, weil der schwache Kandidat aus dem Markt genommen wird und massiv gestützt wird durch eine stärkere, ungefähr doppelt so große übernehmende Bank", sagt Martin Lück, deutscher Chefstratege des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock.
Außerdem sei diese durch zusätzliche Garantien stark abgesichert. Aber: "Dadurch entsteht natürlich auch ein Monolith, eine noch viel größere Bank, die dann erst recht Too big to fail und systemrelevant ist." Denn die neue Bank wird mit einer Bilanzsumme von knapp 1,58 Billionen Euro doppelt so groß sein wie das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz. Die Bank ist jetzt schon weltweit aktiv - sowohl im Vermögensmanagement als auch im Investmentbanking. Ein Grund, warum die großen Notenbanken sich am zurückliegenden Wochenende bereiterklärten, die Möglichkeiten für Geschäftsbanken auszuweiten, sich kurzfristig Dollar zu leihen. Damit soll eine Liquiditätsknappheit im weltweiten Finanzsystem vermieden werden.
Mit der Fusion steht die bisherige Führung der UBS nun vor einer Herkulesaufgabe. Den Verwaltungsrat führt der erfahrene Investmentbanker Colm Kelleher, der 30 Jahre für die US-Investmentbank Morgan Stanley gearbeitet hatte, die er als deren Finanzchef zwischen 2007 und 2009 auch durch die Finanzkrise lenkte. Die operative Führung liegt seit 2020 in den Händen des Niederländers Ralph Hamers, zuvor Chef der Großbank ING. Der muss nun aufräumen.
Bis zu einem Fünftel der 50.000 Mitarbeiter der Credit Suisse könnte durch den Niedergang ihrer Bank den Job verlieren. "Es gibt riesige Überschneidungen in den Geschäftsmodellen", sagt Martin Lück von Blackrock, und verweist auf die Sparten Vermögensverwaltung und Investmentbanking. "Da wird es erheblicher Einschnitte bedürfen, um diese Bank profitabel zu machen."
Hamers hat bis zu seiner Berufung an die Spitze der UBS im September 2020 fast 30 Jahre für den niederländischen Finanzkonzern ING gearbeitet. Nach der Finanzkrise restrukturierte er die Bank, an deren Spitze er seit 2013 stand und baute sie auch zu einer modernen, digital innovativen Bank um. Seine Reputation hat Schaden genommen wegen eines Geldwäscheskandals, den die Bank vor fünf Jahren zwar mit einer Vergleichszahlung von 775 Millionen Euro beilegte. Doch läuft gegen ihn noch eine Untersuchung, die herausfinden soll, warum es der ING-Gruppe unter Hamers‘ Führung nicht gelungen war, die Geldwäsche zu bekämpfen.