
Wie warnt man vor dem Unvorstellbaren?
Die Welt
Sturzfluten machen Lücken beim Katastrophenschutz sichtbar – und Unwissen in der Bevölkerung. Viele Menschen verpassen die Chance, sich in Sicherheit zu bringen. Weil sie das Ausmaß der Katastrophe nicht für möglich halten. Und weil die Vorkehrungen Schwächen haben.
Eine Unterscheidung ist Frank Harsch sehr wichtig: „Man muss Hochwasser und Starkregen getrennt betrachten“, sagt der Bürgermeister von Braunsbach im baden-württembergischen Landkreis Schwäbisch-Hall. „Hochwasser entwickelt sich im Verlauf mehrerer Tage, da bleibt Zeit für die Vorbereitung.“ Aber bei einem Starkregen, der im Mai 2016 aus zwei Bachtälern gewaltige Sturzfluten über den 2500-Einwohner-Ort im Kochertal hereinbrechen ließ, passiere alles innerhalb kurzer Zeit, sagt Harsch, „da kann es auf Minuten ankommen“. Tatsächlich vollzog sich am Abend des 29. Mai 2016 die Heimsuchung Braunsbachs innerhalb weniger Stunden, als Wasser, Schlamm und Geröll den Ort in eine Trümmerwüste verwandelten. Die Sachschäden beliefen sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Neben dem Tempo hat das Unglück von Braunsbach mit den aktuellen Katastrophen die Außergewöhnlichkeit gemein. Solche Fluten aus Tälern kleiner Bäche hatte es in Braunsbach zuvor nicht gegeben. Auch jetzt in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen entstanden die Zerstörungen nicht nur durch Flüsse wie die Ahr und die Lenne, sondern auch durch Wasserläufe wie die Nette oder die Nims, bei denen man sich ein Hochwasser mit tödlichen Folgen kaum vorstellen kann.More Related News