Wie Trockenheit viele Regionen der Türkei bedroht
DW
Dürreperioden gab es in der Türkei auch früher schon. Allerdings leidet das Land immer häufiger und heftiger unter der Trockenheit. Der riesige Vansee im Osten schrumpft - doch das ist nur eines von vielen Problemen.
Ali Kalcik macht seinen üblichen Spaziergang und blickt stolz über den unendlich scheinenden blauen Vansee. Ein Fünftel des Schilfbestandes der Türkei liege hier in der Region und das Schilf an den Ufern sei eine natürliche Kläranlage, sagt Kalcik, der Vorsitzender des örtlichen Vereins für Umwelt- und Denkmalschutz ist. Doch die Region habe in den vergangenen Jahren viel Schilfbestand durch Bebauung, Klimawandel, anhaltende Hitze und Trockenheit verloren.
Einheimische nennen den riesigen Vansee im Osten der Türkei Van Denizi, das Vanmeer. Der größte See des Landes ist ein sogenannter Steppensee, der keinen Abfluss hat und dessen Wasserstand abhängig von Niederschlägen und Verdunstungen ist. Im Juli stellten Wissenschaftler fest, dass der See zwei Quadratkilometer seiner Flüche von insgesamt 3700 Quadratkilometern verloren hat. Ob dies nur temporär ist, wird sich zeigen müssen.
Der Geograph Faruk Alaeddinoglu von der Universität Van beobachtet das Vansee-Becken, in dem rund eine Million Menschen leben, seit Jahren. Er sammelt Daten von mehreren Messstationen, die Lufttemperatur, Niederschläge, Hitzeperioden und Verdunstungen aufzeichnen. Seiner Meinung nach ist das größte Problem in diesem Teil des Landes die enorme Verdunstung durch steigende und anhaltende hohe Temperaturen.
Im Osten des Vansees liege die durchschnittliche Verdunstung seit 40 Jahren bei 1139,2 Millimetern, doch in den vergangenen beiden Jahren habe sich dieser Wert fast verdoppelt, sagt Alaeddinoglu. Nach seinen Angaben verschwanden seit 2019 kleinere Seen in der Region, die Heimat von Vogelarten wie Flamingos waren. Von diesen Seen sei kein Tropfen Wasser geblieben - sie seien samt Tieren und Pflanzen komplett verschwunden.
Dem Amt für Meteorologie des Umweltministeriums zufolge sind insbesondere Gebiete am östlichen Mittelmeer und große Teile Anatoliens schwer getroffen. Am schlimmsten ist die Lage in Südosten des Landes. Diese Region ist auf der Karte des Ministeriums mit der höchsten Warnstufe "außergewöhnlich trocken" eingezeichnet.