"Wie in einem totalitären Regime"
Süddeutsche Zeitung
Vier Tage nach dem umstrittenen Finale in Abu Dhabi gibt Mercedes den Verzicht auf eine Berufung bekannt. Teamchef Toto Wolff übt Fundamentalkritik an der Formel 1 - und kündigt an, gemeinsam mit Lewis Hamilton die Saison-Abschiedsgala zu boykottieren.
Allein das Setting. Nicht brutal, aber brutalistisch. Es ist eine ehrliche Wand sozusagen, reduziert aufs Wesentliche, vor der Toto Wolff nun sitzt, nachdem er vier Tage zuvor am Hafen von Abu Dhabi wortlos verschwand. Eine Wand aus Betonquadern. Rechts und links von seinem Kopf sind sogar zwei Löcher zu sehen, doch offenbar sind sie nur gusstechnisch bedingt. Dazu der passende Aufzug: ein schwarzer Rollkragenpullover. Für eine Sekunde wähnt man sich im Literaturhaus: Jean-Paul Sartre liest aus Dantes Inferno. Und als der Teamchef von Mercedes dann zum ersten Mal seit dem Saisonfinale der Formel 1 öffentlich sein Wort erhebt in diesem dramatischen Ambiente, da lässt sich keine Bild-Wort-Schere heraushören.