Wie Haftbefehl, Juju oder Capital Bra mit Eistee, Sekt oder Tiefkühlpizza Geschäfte machen
RTL
Früher wurden Haftbefehl, Xatar und andere Deutschrapper belächelt. Heute verkaufen sie ihre Produkte millionenfach in Supermärkten und Drogerien.
Früher wurden Rapperinnen und Rapper in Deutschland belächelt. Heute dominieren sie nicht nur die Charts, sondern auch den Lifestyle vieler Menschen. In Supermärkten wie Rewe, Edeka oder Kaufland Fans die Produkte von Juju, Xatar und Co. kaufen. Vor einigen Jahren war das noch undenkbar.
In den Regalen von Edeka und anderen Supermarktketten finden Kundinnen und Kunden neben den üblichen Sekt- und Weinmarken seit etwa drei Monaten auch den "Extra Dirtea" von Rapperin Shirin David. Ein Fruchtwein in den Sorten "Sparkling Candy Shop" und "Sparkling Juicy Mango". Einige Monate zuvor brachte die Musikerin bereits ihren ersten Eistee "Dirtea" auf den Markt. Der wurde laut eigenen Angaben mehr als 20 Millionen Mal vorbestellt. Produzieren lässt die Rapperin ihre Eistees von Drinks&More, einer Tochtergesellschaft der Krombacher Gruppe. Aber nicht nur im Getränke-Business glänzt Shirin David mit guten Zahlen. Auch im Parfum-Geschäft ist sie erfolgreich. Ihre Düfte zählen bei Douglas zu den Bestsellern.
Shirin David zeigt mit ihren Produkten, welche Kaufkraft in den deutschen Rapperinnen und Rappern steckt. Sie beeinflussen mittlerweile weit mehr als nur die Musik in Deutschland. "Die Hip Hop-Kultur beeinflusst Kunst und Design, aber auch die Sprache und Lebenseinstellung von Millionen von Menschen", sagt Phillip Böndel von "The Ambition" gegenüber dem "Business Insider". Er und Tobias Kargoll haben die Beratungsagentur "The Ambition" gegründet, die Unternehmen bei Kooperationen im Bereich Hip Hop berät.
"Bei Hip Hop geht es darum, etwas Großes aus dem Nichts zu erschaffen, indem man sich klarmacht, dass man eben doch viel hat, auf das man zugreifen kann: Kreativität, Skills und eine Community", ergänzt Kargoll. "Auch die Hip Hop-Szene in Deutschland wurde nicht immer von der Industrie hofiert. Ihre Reaktion darauf war derselbe Spirit: Wenn ihr mich nicht mitmachen lasst, baue ich eben selbst etwas auf. Deshalb starten Designer eigene Modemarken und Rapper eigene Plattenfirmen und Produkte."
Dabei sei sogar fast egal, welches Produkt die Rapperinnen und Rapper auf den Markt bringen, solange sie in ihren persönlichen Lifestyle passen – oder Platz in ihren Texten finden.
"Es ist Juju44, ja, das Mädchen gibt es wirklich/ Und ich rieche wie ein Pfirsich", rappte Juju 2018 in dem Song Tabledance von Schwesta Ewa. Rund zwei Jahre später bringt sie ihr eigenes Pfirsich-Parfum auf den Markt. Den Duft bewirbt sie damals auf ihrem YouTube-Kanal. In nur wenigen Minuten waren dann die 5000 Fläschchen ausverkauft. Ende letzten Jahres hat sie zudem ihren eigenen Pfirisch-Secco herausgebracht. "Hardcore High" heißt der, benannt nach ihrem gleichnamigen Song. "Meine Freundinnen und ich trinken eh immer Secco. Da war es cool selbst einen zu machen", erklärt die Sängerin gegenüber dem Spiegel.
Mit ihrem Parfüm und Pfirsich-Secco reiht sich Juju in die lange Liste von Deutschrapperinnen und Deutschrappern, die mit ihren eigenen Produkten erfolgreich sind.
Rapper und Unternehmer Xatar ist ins Lebensmittelgeschäft eingestiegen. Er hat ein Franchising-Unternehmen für Köftespieße gegründet und Restaurants in München, Bonn, Essen und Dubai eröffnet. Bei Kaufland und Aldi Nord gibt es seine Köftespieße und Falafel in der Tiefkühltruhe zu kaufen. "Als Rapper war man schon immer darauf angewiesen, in der Eigenvermarktung kreativ zu sein, weil man von den klassischen Mainstream-Medien, sogar von Labels und Vertrieben nicht wahrgenommen wurde und nicht wirklich auf eine Zusammenarbeit hoffen konnte, besonders in meiner Anfangszeit als Rapper", erzählt Xatar im Interview mit "Business Insider".