
Wie gefragt Bewerbungsanschreiben heute noch sind
Frankfurter Rundschau
Das Bewerbungsanschreiben hat einen schweren Stand. Einerseits wird es immer noch gefordert, andererseits gilt es oft genug als ein überflüssiges Anhängsel. Was sollten Bewerber tun?
Berlin - „Hallo, guten tag hiermit bewerbe ich mich :) mfg“. Für das Teilen dieses Bewerbungstexts auf Linkedin erhielt Daniel Merkel, Inhaber einer Werbeagentur, viel Aufmerksamkeit. Dem Posting zufolge war das knappe „Anschreiben“ Teil einer Bewerbung für einen Ausbildungsplatz zum Fachinformatiker.
Unter dem Posting entfaltete sich eine ausufernde Diskussion, wie wichtig ein klassisches Anschreiben heute überhaupt noch ist. Unabhängig davon, dass Personaler meist eine einwandfreie Rechtschreibung erwarten: Reicht eine lockere Zeile per Mail oder Messenger heute aus? Personal-Experten ordnen ein.
Eine klare Meinung hat Inga Dransfeld-Haase, Präsidentin des Bundesverbandes der Personalmanager (BPM). „Das Bewerbungsanschreiben hat ausgedient.“ Je traditioneller ein Unternehmen eingestellt sei, desto mehr werde daran festgehalten. In ihrem Verband verzichteten jedoch bereits die meisten darauf. Es fehle der Mehrwert für den Auswahlprozess.
Grundsätzlich kommt es Dransfeld-Haase zufolge aber darauf an, als Bewerberin oder Bewerber einen Weg zu finden, über den „maßgeschneidert herüberkommt, warum ein Unternehmen infrage kommt.“ Das kann auch ein Motivationsschreiben oder ein Bewerbungsvideo sein.
Schon 2017 zeigte eine Umfrage des Personaldienstleisters Robert Half unter 500 Managern den Trend weg vom klassischen Anschreiben. Gut 60 Prozent der Personalentscheider gaben darin an, inzwischen auch Bewerbungen ohne Anschreiben zu akzeptieren. Der größte Kritikpunkt: die mangelnde Aussagekraft.