Wie explodierende Bläschen Tumorzellen zerstören können
RTL
Explodierende Bläschen haben Sheilas Tumor innerhalb weniger Minuten zerstört. Bei der 68-Jährigen wurden im letzten Jahr zwei Tumore in der Leber gefunden.
Es ist kaum zu fassen, doch explodierende Bläschen haben innerhalb weniger Minuten den Kampf gegen den Krebs bei einer 68-jährigen Engländerin gewonnen. Bei Sheila Riley wurden im letzten Jahr zwei Tumore in der Leber gefunden. Eine niederschmetternde Diagnose für sie und ihre Familie. Riley befürchtete schmerzhafte und aufreibende Therapien. Doch eine neuartige Behandlungsmethode wirkte schnell und effizient. Zur Zeit läuft eine internationale Studie, die die Anwendung der Histotripsie bei Leberkrebs erprobt.
Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie, Tumor-Ablation - das sind die gängigsten und wirksamsten Therapien gegen Krebs, doch die möglichen Nebenwirkungen sind oft erheblich.
Sheila Riley blieben sie dank einer radikalen neuen Therapieform erspart. Das berichtet die Daily Mail. Riley ist eine von vier Patienten in England, die an der klinischen Erprobung der Histotripsie-Behandlung teilnehmen. Bei diesem Eingriff dringen gebündelte Ultraschallwellen von außen in den Tumor ein und erzeugen dabei Tausende kleiner Gasbläschen, die explodieren und so die Tumorzellen zerstören. Rileys Tumor löste sich innerhalb von sieben Minuten auf. Es bleibt noch nicht einmal eine Narbe zurück.
"Es war einfach unfassbar," freut sich die achtfache Großmutter. Ihre Behandlung erfolgte im letzten August im St. James University Krankenhaus im englischen Leeds. "Ich brauchte noch nicht einmal Schmerzmittel nach dem Eingriff", sagt Riley. "Ich konnte am nächsten Tag schon einkaufen gehen und zwei Tage später schon wieder mit Freunden ausgehen. Und es war nichts zu sehen von dem Eingriff."
Wissenschaftler der University of Michigan entwickelten die Methode bereits vor einigen Jahren. Sie basiert auf einem Prozess, den man Kavitation nennt. Zunächst werden hochenergetische Ultraschallwellen durch die Haut auf den Tumor gerichtet. Wenn der Strahl auf den Tumor trifft, werden Tausende Gasbläschen aktiviert, die in jedem Gewebe – auch in Tumoren – vorhanden sind. Normalerweise "schlafen" diese Gasbläschen. Doch werden sie von den Schallwellen getroffen, werden sie schnell größer, fangen an zu vibrieren und schließlich explodieren sie. Durch diese kleinen Explosionen werden die Tumorzellen vernichtet; sie verflüssigen sich und können vom Körper ausgeschieden werden. Der Eingriff geschieht unter Vollnarkose. Mithilfe von Ultraschall-Scans kann der Arzt den Vorgang in Echtzeit verfolgen, den Tumor lokalisieren und letztendlich vollständig entfernen.
Anders als bei den üblichen Behandlungsmethoden wie der Mikrowellen-Ablation entsteht bei der Histotripsie keine Hitze. Bei einer konventionellen Ablation dagegen wird eine Nadel durch das Abdomen des Patienten in den Tumor geführt. Dort erhitzt die Mikrowellen-Energie die Wassermoleküle und zerstört so den Tumor. Obwohl auch diese Behandlung als sicher gilt, so besteht hier dennoch das Risiko, dass umliegende Blutbahnen oder der Gallengang durch die erzeugte Hitze beschädigt werden könnten.
Dass Ultraschall gefährliches Gewebe zerstören kann, weiß man schon länger. Doch bisher wurde er in der Behandlung von Krebs nicht eingesetzt, weil die erzeugten Gasblasen als zu schwierig zu kontrollieren galten. Das Risiko, gesundes Gewebe bei dem Eingriff zu verletzen war noch zu hoch. Mittlerweile aber wurde der Prozess verfeinert. Die Ultraschallwellen können genauer auf den Tumor gerichtet werden. Umliegendes gesundes Gewebe oder gar Organe bleiben unversehrt. "Die Rückstände des Tumors werden verflüssigt. Der Körper absorbiert sie zunächst und scheidet sie dann aus," erklärt Professor Wah, Professor Tze Min Wah, Senior Radiologin am St. James University Krankenhaus in der Daily Mail.
Professor Tze Min Wah glaubt, dass die Kavitationsmethode die Behandlung von Krebs entscheidend verändern wird: "Anstelle von Hitze, Strahlung oder Operationen, um einen Tumor zu entfernen, könnten die Gasbläschen, die bei der Histotripsie entstehen so stark sein, dass sie den Tumor zerstören ohne das Gewebe darum zu verletzen", sagt sie gegenüber "Mail Online".