Wie es im neuen Jahr mit der Inflation weitergeht
Frankfurter Rundschau
Fachleute sind sich einig, dass die Preise im neuen Jahr langsamer klettern werden als zuletzt. Insbesondere für ärmere Haushalte bleibt die Inflationslage aber angespannt.
Frankfurt – Neues Jahr, neues BIP: Banken, Unternehmen und Wissenschaftler haben ihre 2022er Prognosen für Wirtschaftsleistung, Arbeitslosigkeit, Einkommen und Aktienkurse abgegeben. Eine Maßzahl steht jedoch im Fokus: die Preise. „Alles hängt an der Inflation“ titelt die Commerzbank ihren Ausblick auf 2022. Zwar sind sich alle einig, dass die Preise im neuen Jahr langsamer klettern als zuletzt. Die Frage bleibt jedoch, wie lange der Rückgang dauert – und wer wie stark unter der Inflation leiden wird.
Im November lag die Teuerungsrate in der Euro-Zone bei 4,9 Prozent, in Deutschland waren es sogar sechs Prozent, für Dezember werden ähnliche Werte erwartet. Angesichts niedriger Zinsen und schwacher Lohnsteigerungen entwerten sich damit sowohl die Vermögen wie auch die Einkommen vieler Menschen. Als Schuldige hat die „Bild“-Zeitung die Europäische Zentralbank (EZB) und insbesondere deren Chefin Christine Lagarde ausgemacht. „Die Französin ignoriert die Inflations-Explosion seit Monaten, druckt immer neues Geld, um hoch verschuldete Staaten wie Italien oder Spanien zu stützen.“
Die Ursachen für das Preishoch sind jedoch andere. Zum einen wurde 2020 die Mehrwertsteuer vorübergehend gesenkt, um die Konjunktur zu stützen – ihre Wiederanhebung 2021 ließ die Inflation deutlich steigen. Zum anderen heizt der Post-Corona-Boom die Situation an. So löste sich 2021 schrittweise der Konsumstau auf, die Menschen kauften wieder mehr ein. Dies erhöhte die Nachfrage, ebenso wie die staatlichen Konjunkturmaßnahmen. Das Angebot an Gütern konnte teilweise mit der steigenden Nachfrage nicht Schritt halten: Rohstoffe, Vorprodukte waren weltweit knapp, was den Anbietern die Gelegenheit zu Preiserhöhungen gab. Zudem verteuerte sich Energie rasant.