Wie ein Postbote die Trikotwerbung erfand
Die Welt
Der DFB wehrte sich lange. Die Spieler durften zwar privat für Schokoriegel oder Haarspray werben, aber das Trikot hatte werbefrei zu bleiben. Dank der Idee eines Briefträgers wurde 1973 „Jägermeister“ in Braunschweig erster Hauptsponsor der Bundesliga. Dafür war aber ein Trick nötig.
Wie alles gekommen wäre, hätte im Großraum Celle nicht so viel Schnee gelegen an jenem 9. Januar 1972, das weiß niemand. So aber kam die Trikotwerbung in die Bundesliga – und mit ihr ein Millionengeschäft. Sie kam genau genommen mit der Post, und der Bote ist bis heute stolz darauf. Klaus-Dieter Seisselberg (76) aus Wienhausen (Niedersachsen) nennt sich „einziger Erfinder/Einführer der Sportwerbung in Deutschland“. Dabei galt der Ruhm bisher dem millionenschweren Unternehmer Günter Mast († 84), Geschäftsführer des Likörherstellers Jägermeister, der 1973 bei Eintracht Braunschweig einstieg und den DFB in gehörige Schwierigkeiten brachte.
Aber das ist nur die halbe Wahrheit, denn auf die Idee brachte Mast der Postbote. Und das kam so: Auf dem Postamt fiel Seisselberg ein Eilbrief an Mast in die Hände, den eigentlich die Kollegen in Masts abgelegenes Anwesen bei Lutterloh (Niedersachsen) hätten bringen müssen. Doch Dorfbriefträger der Siebziger waren alle noch mit dem Fahrrad unterwegs – „und weil ich sowieso mit meinem Post-Lkw dort oben die Tour fahren musste, wollte ich die Kollegen entlasten.“ Seisselbergs Extratour schrieb letztlich Fußballgeschichte. Erst auf dem Totenbett erteilte der 2011 verstorbene Mast Seisselberg die Freigabe für die wahre Version: „Herr Seisselberg, sagen Sie schon jetzt der Presse, wie es damals zu der Trikotwerbung kam – und sagen Sie ruhig, dass Sie es waren, der mich veranlasste, dieses umzusetzen.“