Wie ein heiliger Gürtel aus Namibia in deutscher Dunkelheit verschwand
Die Welt
125 Jahre lang war der Patronengurt des Herero-Führers Kahimemua Nguvauva verschollen. Nun haben ihn namibische Experten in einem deutschen Museum identifiziert. Ein schicksalhafte Rolle spielten dabei ein Braunschweiger Kaufmann und der Nazischriftsteller Hans Grimm.
Kahimemua Nguvauva starb, wie er gelebt hatte: Als tapferer ungebeugter Mann, der sich vor den Deutschen in Südwestafrika, gegen die er gekämpft hatte, nicht die Blöße der Weinerlichkeit gab. Ein Augenzeuge, Kurd Schwabe, Offizier der deutschen Schutztruppe und Bezirkschef der traditionellen Herero-Haupstadt Okahandja, kam nicht umhin, respektvoll anzuerkennen, dass der „Verräter“ bei seiner Hinrichtung Haltung bewahrte – angeblich sehr im Gegensatz zu seinem Mitstreiter und Mitverurteilten Nikodemus Kavikunua: „Stolz und erhobenen Hauptes schreitet Kahimemua zu dem Baum, an dem er gefesselt wird.“
Mit der Erschießung Nguvauvas endete vorerst der Widerstand gegen die deutschen Kolonialherren in Südwestafrika. Aber es begann eine lange Nachgeschichte, in der ein deutscher Kaufmann, ein Braunschweiger Museum, der Nazi-Schriftsteller Hans Grimm und der Präsident des unabhängigen Namibia, Sam Nujoma, eine gewichtige Rolle spielen. Jetzt sieht es so aus, als würde diese Geschichte nach 125 Jahren einen friedlichen Abschluss finden und ein Gegenstand aus dem Besitz des Herero-Führers, der für sein Volk einen großen spirituellen Wert hat, aus dem Dunkel hiesiger Museumsarchive in die Heimat zurückkehren.