Wie die Ukraine versucht, Kunstwerke zu retten
DW
Während Museen im ganzen Land ihre Kunstschätze verstecken, schmuggeln andere die Werke direkt ins Ausland. Etwa um den ukrainischen Auftritt bei der Biennale in Venedig zu sichern.
Während russische Raketen ukrainische Städte beschießen, Tausende von Zivilisten töten und Wohnhäuser dem Erdboden gleichmachen, fallen auch Kunst und Kultur dem Krieg zum Opfer. Die meisten Museen und Galerien in der Ukraine wurden nach dem russischen Einmarsch geschlossen. Da die Exponate durch Brandanschläge bedroht sind, bemüht sich die ukrainische Kulturszene um ihre Rettung. Die UNESCO-Weltkulturerbestätten sind vorerst verschont geblieben, aber wichtige Kultureinrichtungen wurden zerstört - darunter das Theater der Stadt Mariupol. Wie ukrainische Behörden meldeten, wurde das Gebäude am Donnerstag bombardiert, während Hunderte von Menschen darin Schutz gesucht haben sollen. Auch das Höhlenkloster Swjatohirsk in der Region Donezk in der Ostukraine wurde diese Woche durch russischen Beschuss schwer beschädigt. Es ist das älteste Kloster des Landes, seine erste schriftliche Erwähnung geht auf das Jahr 1526 zurück.
Der Schutz des kulturellen Erbes der Ukraine ist zu einem immer wichtigeren Bestandteil der Kriegshilfe geworden, sowohl im Land selbst als auch international. Seit dem ersten Tag der Invasion widmet sich auch das Künstlerkollektiv "Asortymentna kimnata" der Evakuierung und dem Erhalt von Werken unabhängiger Kunsträume, für die es kaum finanzielle Mittel oder Unterstützung gibt. Das Kollektiv hat seinen Sitz in der Galerie für zeitgenössische Kunst in der westukrainischen Stadt Iwano-Frankiwsk.
"Asortymentna kimnata wurde gegründet, um die unabhängige Kunstszene zu unterstützen, und jetzt müssen wir sie nicht nur unterstützen, sondern auch beschützen", so Anya Potyomkina, die Kuratorin der Galerie, gegenüber der DW. Dafür hat das Künstlerkollektiv mehrere Lagerbunker an ungenannten Orten eingerichtet. Außerdem haben Galerien in Kiew, Mariupol, Odessa oder Saporischschja um Unterstützung bei der Evakuierung gebeten. Mehr als 20 Sammlungen wurden in den ersten zehn Tagen nach der Invasion in solchen Bunkern untergebracht.
"Uns ist es wichtig, dass wir weder im Hinterland noch in der Nähe der Frontlinie Werke der bildenden Kunst verlieren. Schließlich ist dieser Krieg auch ein Krieg der Kulturen", sagte Aljona Karawai, Mitbegründerin des Kollektivs.
Olga Honchar, die Kulturmanagerin und Direktorin des Museums "Territorium des Terrors" in Lwiw, das sich mit der nationalsozialistischen und sowjetischen Gewalt in der Ukraine in der Mitte des 20. Jahrhunderts befasst, organisierte kurz nach der Invasion einen Museumskrisenfonds namens "Ambulanzmuseum". Unterstützt wird der Fonds von der Europäischen Kommission und dem deutschen interkulturellen Verein MitOst. Das Ziel sei es, "das lokale Erbe zu schützen", sagte Honchar.