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Wie der Vater, so der Sohn
Frankfurter Rundschau
Kaum ein Name ist so eng mit der olympischen Bewegung verbunden wie Samaranch. Der Vater des Peking-Verantwortlichen beim IOC führte die Organisation jahrzehntelang an.
An den Wettkampfstätten wird zu 100 Prozent erneuerbare Energie eingesetzt“, schwärmte der olympische Chefprüfer Anfang vergangenen Jahres im Rahmen eines Besuchs in Peking. „Und als Kältemittel für das Eis wird natürlicher CO2 eingesetzt. Das gab es bei Olympia noch nie.“ Diese und ein paar weitere Maßnahmen haben Juan Antonio Samaranch Salisachs, Sohn des ehemaligen IOC-Chefs Juan Antonio Samaranch, überzeugt: „Das macht diese Spiele extrem grün, tatsächlich zu den allergrünsten.“
Menschen vom Fach beurteilen „Beijing 2022“ ganz anders. Diese Winterspiele könnten die „unnachhaltigsten Spiele aller Zeiten“ werden, erwartet etwa die Geographieprofessorin Carmen de Jong von der Universität Straßburg. Der Einsatz von Wasser für den in Peking benötigten Kunstschnee sei ein Grund, hinzu kommen der Bodenverlust und die CO2-Ausstöße durch die neugebauten Wintersportanlagen in einer wintersportfremden Region. Da helfen auch Aufforstung und die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien nicht. Klimapolitisch sind die Spiele eine Farce.
Ein wichtiger Grund aber, warum man dies beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) nicht so bewertet, ist Juan Antonio Samaranch Salisachs. Als Chef der Koordinierungskommission ist der 62-Jährige seitens des IOC dafür verantwortlich, dass die Pekinger Spiele wie in der Bewerbung geplant über die Bühne gehen. Dabei brauchen die Pekinger Organisatoren kaum Befürchtungen zu haben: Der Spanier, der seit mehr als 20 Jahren diverse Positionen beim IOC bekleidet, dürfte „Beijing 2022“ ein ausgezeichnetes Zeugnis ausstellen.
Nicht nur die wohlwollenden Äußerungen des Mannes, dessen Vater einst für 21 Jahre IOC-Präsident war, lassen dies erwarten. Als Samaranch im Jahr 2012 ins IOC-Exekutivkomitee und 2016 zum Vizepräsidenten der globalen Sportorganisation befördert wurde, wusste er stets den heutigen Präsidenten Thomas Bach als einen seiner Unterstützer – der die Vergabe der Winterspiele an Peking selbst stets verteidigt hat. Und Samaranch wird nachgesagt, im IOC noch aufsteigen zu wollen.
Dabei hat er auch gute private Gründe, aus denen er das Gastgeberland China kaum schlecht aussehen lassen will. Seit einem Jahrzehnt ist in Peking seine Stiftung Fundación Samaranch aktiv, die den Sport in China und den Tourismus zwischen China und Spanien fördern soll. „Mein Vater hatte eine Beziehung voll von Liebe mit diesem Land“, erklärte Samaranch Junior im Jahr 2013. „Diese Stiftung wurde gegründet, um diese Beziehung aufrechtzuerhalten.“ Seit Beginn besteht eine Partnerschaft mit diversen staatskontrollierten Organisationen aus China, unter anderem der Reiseagentur Beijing Tourism Group und dem Sportartikelhersteller Antas.