
Wie der Schlager nach "Malle" kam
RTL
Wie kam der Schlager nach Mallorca? Die Schweizerin Beatrice Ciccardini hat mit ihrer Liebe zur deutschen Schlagermusik in den 90ern einen Boom ausgelöst.
Der Schlager – ein wichtiger Bestandteil des Mythos' Ballermann. Die Playa de Palma ist schon lange berüchtigt für ihre deutsche Partymusik und das gefühlt schon seit Ewigkeiten. Doch wann fing das eigentlich an? Wer brachte den Sound und die Künstler wie Jürgen Drews und Costa Cordalis damals als Erstes nach Mallorca?
Fakt ist: im Jahr 1990, also in der Zeit, in der die erste Staffel der Serie "Der König von Palma" spielt, kam eine neue Schlagerwelle auf, obwohl die Musik am Strand und in den Discos der balearischen Insel damals noch weitaus vielfältiger war – wie man hier in der Playlist zur Serie nachhören kann.
Eine Person hatte maßgeblichen Anteil daran, dass der Soundtrack der Partymeile Ballermann seither so schlagerlastig ist. Ihr Name: Beatrice Ciccardini. Die Schweizerin hatte ihre Liebe für deutsche 70er-Jahre-Schlager mit auf die Insel gebracht und prägte als Bookerin und Gastronomin die Musikszene des Ballermanns ganz entscheidend mit. Wie das damals genau abgelaufen ist, sehen Sie oben im Video.
Deutscher Schlager und Mallorca – da gab es tatsächlich schon in den 70er Jahren eine kleine Episode als Künstler wie Jürgen Drews, Costa Cordalis und Bernhard Brink mit ihren Hits wie "Ein Bett im Kornfeld", "Anita" und "Ich bin noch zu haben" die deutsche Hitparade dominierten und im Zuge dessen auch in eher kleinen Läden wie der "Rutschbahn" ihre ersten Gastauftritte auf der damals eher beschaulichen, leicht verächtlich genannten "Putzfraueninsel" abhielten. Von einem großen Boom war man damals jedoch noch meilenweit entfernt.
In den 80er Jahren himmelten deutsche Musikfans dann ganz andere Stars an. Internationale Pop-Größen wie Madonna, Prince oder Michael Jackson dominierten die Charts – neben den jungen, hippen Neue Deutsche Welle-Stars wie Nena, Trio oder dem Österreicher Falco. Schlager war out – bis er um die Wendezeit herum wieder herausgekramt wurde.
Und da kommt Beatrice Ciccardini ins Spiel. Mit jungen 25 Jahren zog es die Schweizerin nach Mallorca. Sie übernahm das Lokal "Bolero" und suchte Musiker, um für ihren Laden zu werben. Da Beatrice Ciccardini deutsche Schlagermusik aus den 70ern so sehr liebte, fragte sie einfach ihre alten Helden Jürgen Drews und Costa Cordalis für Konzerte an. Und sie kamen und spielten. Kurz darauf machte Ciccardini dann ein größeres Lokal namens "Oberbayern" auf. Der Rest ist Geschichte.
In den 90er Jahren kam es dann auf "Malle" zu einem richtigen Schlager-Revival. Und die Insel erlebte einen Boom, der bis heute anhält und der deutsche Musiker und Urlauber mindestens "einmal im Jahr" auf die geliebte Urlaubsinsel fliegen lässt, um mal richtig abzufeiern. Party-Touristen, Sportvereine und Junggesell*innenabschiede tummeln sich auf der Schinken- und der Bierstraße und grölen in feuchtfröhlicher Verbundenheit miteinander Hits, die man auch mit mehreren Promille intus noch problemlos mitsingen kann.
Ein Stück deutsches Zusammengehörigkeitsgefühl unter Sonne, Palmen und Bierbechern – was will man mehr? Und im Flieger nach Hause bleibt jedem neben dem Sonnenbrand noch immer die Musik der vergangenen Nächte im Ohr. Und die bringt man dann nach Deutschland mit. Eine bessere Promotion gibt es nicht, auch wenn die Art der Musik und der Partykultur längst nicht jedem gefällt - und auch den mallorquinischen Behörden mehr und mehr Kopfschmerzen bereitet.