Wie der New Yorker Kunstmarkt zur anarchischen Zone wird
Die Welt
New York dereguliert seinen sowieso schon sehr liberalen Kunstmarkt weiter. Dabei haben die großen New Yorker Auktionshäuser das gar nicht nötig, wie das Angebot der bevorstehenden Versteigerungen zeigt – darunter eine rekordverdächtige „Marilyn“ von Andy Warhol.
Kurz vor den wichtigsten Versteigerungen der Frühjahressaison 2022 wurden die New Yorker Auktionshäuser von der Stadtverwaltung überrascht. Um das Geschäftsklima nach mehr als zwei Jahren Pandemie zu verbessern, sind Verbraucherschutzbestimmungen gelockert und wirtschaftliche Regulierungen abgeschafft worden. Eigentlich sollte das kleinere Betriebe wie Wäschereien oder Cafés entlasten, aber das novellierte „Local Law 80“ hat nun zur Folge, dass auch Beschränkungen für den Kunsthandel fallen, selbst für Großunternehmen.
So müssen Versteigerer etwa nicht mehr offenlegen, ob sie an zum Verkauf stehenden Werken finanzielle Beteiligungen haben. Nach der Deregulierung wäre es ihnen nun sogar erlaubt, fiktive Gebote anzukündigen, um die Auktion anzutreiben oder den Preis mit sogenannten „chandelier bids“ – bei denen der Auktionator statt in den Saal zum Kronleuchter hinaufschaut – über den Mindestpreis in die Höhe zu treiben. Und Auktionatoren benötigen bald nicht einmal mehr eine Lizenz.