
"Werte sind wichtig, Interessen auch"
n-tv
Dürfen wir für 2023 hoffen oder nicht? Walter Sinn, Deutschlandchef der Beratung Bain & Company, nimmt in vielen Unternehmen einen kämpferischen Geist wahr. Er glaubt an die Innovationskraft deutscher Firmen - und fordert eine smarte Industriepolitik für Europa.
Nicht nur hier auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos wird viel orakelt und gerätselt über eine mögliche Rezession. Was hören Sie eigentlich von Ihren Kunden? Sie sind eine Art ein Seismograf…
Walter Sinn: Aus meinen Gesprächen mit Unternehmen höre ich immer wieder das, was die Mehrheit der Ökonomen erwartet: Viele stellen sich auf eine Rezession ein, die jedoch milder wird als befürchtet. Ich erwarte, dass das Wachstum für Deutschland sich knapp unter der Nulllinie abspielen wird. Vielleicht gibt es auch eine positive Überraschung! Aber die Frage nach dem Wachstum 2023 halte ich nicht für alles entscheidend. Wichtiger sind die strukturellen Themen, die in Krisen oft übertönt werden: die Transformation der Geschäftsmodelle hin zur Klimaneutralität, die Zukunft Europas, die Geopolitik, die das gesamte Jahrzehnt bestimmen wird. Eine Rezession geht vorbei, diese Trends bleiben.
Gibt es also Grund für Optimismus?