Wer die Rechnung zahlt
Süddeutsche Zeitung
Die Bundesregierung federt die höheren Energiepreise für einige Gruppen ab - Millionen Bürger aber müssen die Kosten weitgehend selbst tragen.
Die Rechnung kam einen Tag vor Heiligabend. Fast 500 Euro, so teilte der Strom- und Gasanbieter mit, müsse die Kundin an das Unternehmen überweisen. Zahlungsfrist: 5. Januar. Carmen Diehl, eine Friseurin aus dem südhessischen Biebesheim, war schockiert. Die satte Nach- und Abschlagszahlung konnte sie unmöglich begleichen, schon gar nicht auf einen Schlag. Diehl rief bei ihrem Energieversorger an und fragte, wie dieser Betrag zustande gekommen sei - schließlich habe sie sogar weniger Strom verbraucht als im Jahr zuvor. Eine Mitarbeiterin erklärte der 53-Jährigen, dass das vor allem mit dem stark gestiegenen Gaspreis zu tun habe. Außerdem sei die in der Corona-Pandemie auf 16 Prozent gesenkte Mehrwertsteuer wieder auf 19 Prozent gewachsen. "Das war für mich schon heftig", sagt Diehl, eine alleinerziehende Mutter, die als Friseurin in Teilzeit arbeitet. "Mein Sohn hat die Rechnung dann bezahlt. Er verdient neben dem Studium einiges dazu. Aber ihn darum zu bitten, das war mir sehr unangenehm."