Wenn Wessis sich über den Osten unterhalten
Die Welt
In Franziska Stünkels Kinofilm „Nahschuss“ spielt Lars Eidinger einen Ost-Berliner Ingenieur, der sich von der Stasi anwerben lässt und zum letzten Hingerichteten der DDR wird. Es schnürt einem die Kehle zu. Doch das ist nicht das Problem.
In den Siebzigerjahren, als 35 europäische Staaten in der Schlussakte von Helsinki die universelle Gültigkeit der Menschenrechte anerkannten, geriet die Todesstrafe in Verruf. Dies stellte die DDR, die die Schlussakte mit unterzeichnet hatte, vor ein Problem. Sie hatte bereits mehr als 150 Menschen hingerichtet – NS-Verbrecher, Mörder, Sexualtäter, politische Gegner – und wollte auf diese Sanktion nicht verzichten. So beschloss sie, stillschweigend weiterzumachen, die Tötungen wurden nun als „Herzversagen“ deklariert. Weil die Guillotine – da mechanisch – als zu unsicher eingeschätzt wurde, erhielten die Delinquenten einen Kopfschuss. Durch einen Henker, der sich von hinten anschlich.More Related News