
Wenn so Freunde klingen, sollte sich die Ukraine dringend andere suchen
Die Welt
Ein deutscher Staatssekretär erteilt dem ukrainischen Botschafter Stiltipps, während dessen Land verzweifelt um seine Unabhängigkeit kämpft. Der Beitrag des SPD-Mannes lässt menschlich wie politisch tief blicken.
Es ist schmerzhaft, täglich an das eigene Versagen erinnert zu werden. Deshalb ist Andrij Melnyk, der ukrainische Botschafter in Berlin, für viele deutsche Politiker ein Ärgernis. Schon vor Putins Invasion hatte Melnyk vor der russischen Aggression gewarnt, auf die prekäre Sicherheitslage der Ukraine aufmerksam gemacht, Waffenlieferungen und einen Stopp der Pipeline Nord Stream 2 gefordert. Zuletzt wurde sein Ton drängender.
Sören Bartol, SPD-Staatssekretär im Bauministerium, überforderte diese Konfrontation mit der Realität offenbar. Als „unerträglich“ bezeichnete Bartol den Botschafter am Mittwochmorgen in einem Tweet, den er kurz darauf wieder löschte. Bartols Beitrag war ein Frontalangriff auf den Diplomaten. Das Wort „Botschafter“ setzte der SPD-Mann in Anführungszeichen, tadelte mit erhobenem Zeigefinger: „So verhält man sich nicht gegenüber einem befreundeten Land.“