Weniger Öko-Sprit! Wird der Tank jetzt günstiger?
RTL
Weniger Sprit aus Raps, Soja und Co? Genau das strebt die Regierung laut Bundesumweltministerin Steffi Lemke an. Es könne in Krisenzeiten nicht sein, dass so...
Weniger Sprit aus Raps, Soja und Co? Genau das strebt die Regierung laut Bundesumweltministerin Steffi Lemke an. Es könne in Krisenzeiten nicht sein, dass so viel Agrarfläche für den Tank verloren gehe, argumentiert die Grünen-Politikerin. Aus der Branche hagelt es Kritik. Aber wird der Tank für uns günstiger?
Wegen des Ukraine-Kriegs will die Umweltministerin die Nutzung von Agrarprodukten als Kraftstoffzusatz einschränken. Sie arbeite mit dem Landwirtschaftsministerium daran, den Einsatz sogenannter Biokraftstoffe aus Nahrungs- und Futtermittelpflanzen zu reduzieren, sagte die Grünen-Politikerin der "Augsburger Allgemeinen".
"Agrarflächen sind weltweit begrenzt, wir brauchen sie dringend für die Ernährung, das führt uns der Krieg in der Ukraine dramatisch vor Augen." Agrarflächen sollten für die Produktion von Nahrungsmitteln und nicht für den Tank genutzt werden. Wie das genau aussehen soll, lies die Ministerin offen.
Umweltministerin Lemke verwies darauf, dass in Deutschland ab 2023 die Verwendung von Palmöl als Kraftstoffzusatz im Diesel nicht mehr als Biosprit anerkannt werde. "Ich will jetzt den nächsten Schritt gehen und auch den Einsatz von Agrokraftstoffen aus Nahrungs- und Futtermittelpflanzen weiter reduzieren", kündigte Lemke an.
Derzeit werden zur Entlastung der CO2-Bilanz bei Diesel meist sieben Prozent Pflanzenölerzeugnisse zugesetzt und bei Benzin zwischen fünf und zehn Prozent Bioethanol, das meist aus Getreide und Rüben gewonnen wird.
Nach Angaben des Umweltministeriums gehen in diesem Jahr etwa vier Prozent des gesamten Energieverbrauchs im Straßenverkehr auf Biokraftstoffe zurück, die aus Nahrungs- und Futtermittelpflanzen gewonnen werden. "Diese Energiemenge entspricht etwa 9,8 Millionen Tonnen an Rohstoffen wie Weizen, Raps, Mais und Soja", heißt es dazu auf dpa-Anfrage.
Der Vorsitzender des Bundesverbandes der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe), Norbert Schindle, widerspricht der Annahme: "Das Gegenteil ist der Fall. Der Anbau der bei der deutschen Bioethanolproduktion eingesetzten Menge landwirtschaftlicher Rohstoffe benötigt lediglich drei Prozent der heimischen Ackerfläche. Weizen, der zur Bioethanolherstellung verwendet wird, belegt weniger als ein Prozent der weltweit verfügbaren Weizenanbauflächen." Außerdem stamme ein Großteil des produzierten Bioethanols aus der Verarbeitung von Futtergetreide, so BDBe-Geschäftsführer Stefan Walter zur "Autobild".
Aufgrund der aktuell hohen Preise für Biokraftstoffen, die deutlich höher sind als Sprit aus Erdöl, müssten die Tankpreise nach dem Verzicht auf die Beimischung fallen. Doch die Annahme sei falsch: "Schon jetzt ist E10 etwa sechs Cent pro Liter günstiger als E5, obwohl ein größerer Anteil des teureren Bioethanols beigemischt wird. Solange die Kosten hierfür unterhalb der Strafzahlung liegen, geht die Rechnung für die Mineralölgesellschaften auf."