Weltklimarat: Umwälzungen im Lebensstil werden nötig sein
ProSieben
Dass das Klima sich durch Menschenhand katastrophal verändert, steht fest. Nun geht es um die Folgen und welche Anpassungen für Mensch und Natur nötig sind. Klar ist: Weitermachen wie bisher geht nicht.
Was fällt den meisten Menschen hierzulande beim Thema Klimawandel als erstes ein? Wahrscheinlich, dass klimaschädliche Emissionen gesenkt werden müssen, Stichwort Kohleausstieg, Elektroautos und ähnliches. Dahinter steht vor allem der Wunsch und Wille, mit solchen Veränderungen so weiterleben zu können wie bisher. Aber mit der Verringerung der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen ist es längst nicht getan. Es braucht Anpassungsmaßnahmen, und Menschen müssen sich von Lebensgewohnheiten verabschieden.
Dazu legt der Weltklimarat (IPCC) einen neuen Bericht vor. Darin geht es um die Folgen des Klimawandels für Natur und Mensch und die Anpassungen, die nötig sind, um das Leben auf diesem Planeten einigermaßen im Gleichgewicht zu halten. Die Grundlagen stammen aus Zehntausenden wissenschaftlichen Studien. Weil der Rat ein UN-Gremium ist, reden bei der Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger aber Regierungen ein Wörtchen mit. Da geht es um handfeste politische Interessen: Was wird wie drastisch dargestellt, was rückt eher in den Hintergrund? Seit zwei Wochen wird um jede Zeile gerungen, die Debatte hinter verschlossenen Türen zog sich länger hin als geplant. Die Veröffentlichung ist am Montag (28. Februar) geplant.
Natürlich müssen die Treibhausgase gemindert werden, betont die Wissenschaft. "Es kann aber nicht nur darum gehen, dass künftig alle Elektroauto fahren und ansonsten weiterleben wie bisher", sagt Tabea Lissner, Co-Leiterin des Wissenschaftsteams von Climate Analytics in Potsdam, der Deutschen Presse-Agentur. Und Almut Arneth, Klimaforscherin am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), sagt: "Wenn wir uns nur auf die Minderung der Treiber des Klimawandels verlassen, mit Maßnahmen, die große Landflächen benötigen, haben wir Probleme mit dem Naturschutz."
An Anpassungen führt also kein Weg vorbei. In Deutschland haben die Überschwemmungen in der Region Ahr und Erft im Juli 2021 den Klimawandel real gemacht. Mehr als 180 Menschen kamen dort nach Starkregen ums Leben, den es nach Studien ohne menschengemachten Klimawandel in dieser Intensität nicht gegeben hätte. Wenn nicht mehr Klimaschutz betrieben werde, könnten die jährlichen Schäden durch Überschwemmungen an Flüssen in Deutschland nach Modellberechnungen bei gleichbleibender Politik um 72 Prozent steigen, sagt Lissner.