
Welche Rolle spielt eigentlich China im Ukraine-Krieg?
RTL
China steht aktuell zwischen den Stühlen. Verbündete oder Handelsbeziehungen: In welche Richtung wird sich China orientieren?
Bei der UN-Vollversammlung stimmte eine große Mehrheit für eine Abmachung, die den sofortigen Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine fordert. Eine der wenigen Enthaltungen kommt von China. China hat sich in den letzten Wochen auffallend passiv verhalten. Sie stehen in gewisser weise zwischen den Stühlen: Einerseits schadet der Krieg den für China so wichtigen Handelsbeziehungen mit dem Westen, andererseits hält China enge Verbindungen zu Russland. Könnte China also eine extrem wichtige Rolle zukommen? Ein Plausch von Chinas Machthaber Xi Jinping mit Freund Putin: Könnte er ihn zum Ende des Krieges bewegen?
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Auch in China kontrolliert der Staat die Medien. Anders als in Russland darf hier das Wort "Krieg" zwar fallen, ansonsten ähneln sich die die chinesischen und russischen Nachrichten aber sehr im Bezug auf den Ukraine-Krieg. Claudia Wessling vom Mercator Institut für China Studien vermutet, dass das auch bei den Menschen im Land ankommt: "Es ist zu vermuten, dass die gefilterte und selektive Berichterstattung schon die gewünschten Effekte erzielt." Nämlich, dass auch das chinesische Volk weitestgehend auf der Seite Russlands steht.
China und Russland verbindet eine lange Tradition. Beide Länder sind sozialistische Staaten, autoritär und haben einen mächtigen Herrscher an der Spitze. Noch bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele haben China und Russland ihre Freundschaft zueinander unterstrichen. Chinas Außenminister Wang Yi bezeichnete die Freundschaft als "felsenfest", die Aussichten "für die künftige Zusammenarbeit beider Seiten seien sehr groß." Wang Yi wiederholte diese Aussagen auch noch einmal vor wenigen Tagen – also auch in Zeiten eines russischen Angriffskrieges.
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Trotz aller Ähnlichkeiten – es gibt auch große Unterschiede zwischen den beiden Staaten: "Die Kommunistische Partei Chinas stützt ihre Herrschaft auf ein zwar staatlich gesteuertes, aber auch marktwirtschaftliches System, das in den vergangenen Jahrzehnten für erhebliches Wachstum und eine Verbesserung des Lebensstandards gesorgt hat," erklärt Claudia Wessling gegenüber RTL. Von zentraler Bedeutung sind für China vor allem seine Handelsbeziehungen, von denen einige der wichtigsten mit der EU sind. "Die sehr intensiven Handelsbeziehungen mit der EU sind ein zentrales Motiv, wenn chinesische Spitzenpolitiker eine diplomatische Lösung zur Beendigung des Kriegs in der Ukraine fordern und beide Seiten zu Verhandlungen aufrufen," erklärt Wessling.
China habe also schlichtweg kein Interesse an einer Kriegseskalation, die auch die Wirtschaft und den Absatzmarkt in Europa treffen würde und damit indirekt den Ausbau der chinesischen Wirtschaft. Vor allem spezielle "Hightech-Komponenten und Spezialprodukte" kämen aus Europa und vor allem aus Deutschland. Chinas Handelsbeziehungen zu Russland sind da weniger eng.
Und wie steht es um die Ukraine selbst? "Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und der Ukraine sind intensiver als man vermuten könnte," erklärt die China-Expertin. Die Ukraine ist für China wichtiger Lieferant von Produkten wie Weizen und Mais. Lieferschwierigkeiten durch den Krieg, könnten für China womöglich "empfindliche Preissteigerungen" bedeuten.