Wegner will mehr Begegnungen mit jüdischem Leben
n-tv
Hannover (dpa/lni) - Der niedersächsische Antisemitismusbeauftragte Gerhard Wegner hat mehr Begegnungen mit jüdischem Leben und jüdischer Kultur angemahnt. Zwar gebe es "durchaus viele tolle Projekte", sagte er dem Politikjournal "Rundblick" (Donnerstag). "Aber mein Eindruck ist: Das meiste spielt sich im Bereich der Hochkultur ab und das schließt viele Menschen aus." Er betonte: "Das Thema gehört in die Fußgängerzonen und Einkaufsmalls." Betroffen mache ihn, bei wie vielen jüdischen Menschen ein Gefühl der Unsicherheit herrsche: "Es ist nicht so, dass alle belästigt würden oder beschimpft werden - aber viele fühlen sich nicht ausreichend geschützt."
Wegner trat vor gut zwei Monaten die Nachfolge von Franz Rainer Enste an. Der Antisemitismusbeauftragte ist der zentrale Ansprechpartner für die jüdischen Verbände und die Menschen jüdischen Glaubens in Niedersachsen. Die frühere Landesregierung aus SPD und CDU hatte das Ehrenamt 2019 geschaffen.
Die Corona-Zeit habe zu einer Verwilderung der Sitten geführt, sagte Wegner. "In Deutschland erleben wir eine gewisse Verhärtung der rechtsextremen Szene. In der Summe haben die rechtsextremen Haltungen vermutlich sogar abgenommen, aber der Teil, der sich so verhält, tut es intensiver." Aber auch die linke Kritik an Israel sei oft antisemitisch geprägt.
Beim Antisemitismus gebe es einen gefährlichen Ideologiemix, erklärte er. "Was nun von links oder rechts kommt, lässt sich schwer unterscheiden. Sahra Wagenknecht zielt ja mit ihrer Bewegung zugleich auf einen Sozialismus und Nationalismus. Ein gefährliches Manöver."