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Was wird aus dem Deutsch-Russischen Museum in Berlin?
DW
Das Museum Berlin-Karlshorst setzt ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine. Der Schriftzug "Deutsch-Russisch" wurde aus dem Namen gestrichen. Nur vorübergehend, hofft Direktor Jörg Morré.
Das Deutsch-Russische Museum Berlin-Karlshorst ging aus dem 1967 eröffneten "Museum der bedingungslosen Kapitulation des faschistischen Deutschland im Großen Vaterländischen Krieg" hervor. Es wurde als sowjetisches Museum in der DDR gegründet und war eine Außenstelle des Zentralmuseums der Streitkräfte der UDSSR in Moskau. In dem Gebäude war am 9. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation Deutschlands unterzeichnet worden.
Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 wurde in einem Freundschaftsvertrag festgelegt, dass die Bundesrepublik Deutschland und die UdSSR an dem historischen Ort der deutschen Kapitulation gemeinsam an die Geschichte des Deutsch-Sowjetischen Krieges und das Ende der Nazi-Zeit erinnern wollen. 1995 wurde das Haus nach der Umgestaltung wiedereröffnet. Die DW sprach mit Museumsdirektor Jörg Morré darüber, wie sein Haus Solidarität mit der Ukraine zeigt und was er sich von der Zukunft erhofft.Deutsche Welle: Herr Morré, derzeit weht nur noch die ukrainische Fahne vor Ihrem Museum. Wann haben Sie diese Entscheidung getroffen?
Jörg Morré: Die Entscheidung haben wir getroffen, als russische Truppen in die Ukraine einmarschiert sind. Normalerweise haben wir vor unserem Haus die deutsche, die russische, die ukrainische und die belarussische Fahne hängen. Das sind die vier Nationen, die an der Arbeit des Museums direkt beteiligt sind. Wir haben jetzt bewusst die Fahnen anderer Nationen entfernt, um Solidarität mit der Ukraine zu zeigen. Auf der Mauer des Museums hängt ein Schriftzug, auf dem steht "Deutsch-Russisches Museum". Wir haben ihn überklebt. Auf Ihrer Webseite heißt das Museum weiterhin "Deutsch-Russisches Museum". Wollen Sie das Museum nicht umbenennen?
Eigentlich heißt es nur Museum Berlin-Karlshorst. Diese Bezeichnung "Deutsch-Russisches Museum" geht auf die Gründung 1994 zurück, damals trugen wirklich nur Deutschland und Russland diesen Verein - deswegen also "deutsch-russisch. Einige Jahre später haben wir dann die Weltkriegsmuseen aus Minsk und Kiew in die Zusammenarbeit genommen. Aber diese Selbstbezeichnung "Deutsch-Russisch" ist geblieben. Das ist auch ein bisschen historisch bedingt. Deutschland war Gorbatschow unglaublich dankbar für die Deutsche Einheit. Als die Sowjetunion auseinanderbrach, wurden alle Verträge damals nur mit der Russischen Föderation geschlossen.
Die russische Fahne hängt nicht mehr, aber wie sieht es mit den Kontakten zu Ihren Kollegen und Kolleginnen in Russland aus? Haben sie ihn abgebrochen, oder stehen Sie gerade jetzt in einem engen Austausch miteinander?