Was Scholz in Washington erreichen möchte
Süddeutsche Zeitung
Beim Treffen mit US-Präsident Biden will er zeigen, dass zwischen Deutschland und den USA alles wie geschmiert läuft. Dafür wird der Sozialdemokrat darlegen müssen, was seine Kanzlerschaft für die transatlantischen Beziehungen bedeutet.
Üppig bemessen ist die Zeit nicht. Genau 24 Stunden hat sich Olaf Scholz für seine Mission in Washington gegeben. Dabei will der Bundeskanzler, wenn er diesen Montag gegen 21 Uhr Ortszeit wieder in Richtung Berlin aufbricht, drei Dinge erreicht haben.
Unklarheiten, ob auf Deutschland Verlass ist im Ukraine-Konflikt mit Russland, sollen beseitigt und zumindest minimiert sein. Sichtbar will der Kanzler seinen Platz eingenommen haben in der vermutlich entscheidenden Phase der Krisendiplomatie zur Verhütung eines Krieges. Und dann müssen noch ein paar Dinge besprochen sein, die normalerweise ganz oben auf dem Zettel stünden: die deutsche G-7-Präsidentschaft, das Verhältnis zu China, die Pandemie. Es ist ja, nebenbei, auch der Antrittsbesuch des Sozialdemokraten bei US-Präsident Joe Biden.
Bundeskanzler Scholz stellt eine Verstärkung deutscher Truppen in Aussicht. Vor seinem Antrittsbesuch in Washington betont er, wie wichtig eine einheitliche Strategie der Verbündeten sei.
Ein Antrittsbesuch, bei dem Scholz bemüht sein wird, wieder stärker in Deckung zu bringen, was nach seiner und der Ansicht seiner Berater, ungut auseinandergegangen ist - Wirklichkeit und öffentliche Wahrnehmung. Folgt man der Darstellung aus dem Kanzleramt, so muss man sich das aktuelle westliche Krisenmanagement als Mechanismus vorstellen, in dem amerikanische und deutsche Räder perfekt ineinandergreifen.
Man fahre zu einem Verbündeten, der unter der Führung Bidens "ganz bewusst" den Akzent gesetzt habe auf engste transatlantische Abstimmung. "Das merken wir auch wirklich im diplomatischen Alltag", beteuert einer, der dafür zuständig ist. Vonseiten der USA gebe es "volle Transparenz". Die Biden-Regierung sei "gerade in der jetzt angespannten Lage wirklich ein Glücksfall".