
Was passiert, wenn Putin das Gas abdreht?
DW
Russlands Präsident will nicht mehr garantieren, dass nach der Wartung der Pipeline Nord Stream noch Gas nach Deutschland fließt. Die zuständige Bundesnetzagentur bereitet die Bürger in Deutschland auf harte Zeiten vor.
So langsam wird es ernst für Deutschlands Gasversorgung: Am Mittwoch verkündete der russische Gaskonzern Gazprom, dass nicht sicher sei, ob die Gasversorgung aus Russland nach Ende der Wartungsarbeiten an der Pipeline Nord Stream von Russland durch die Ostsee direkt nach Deutschland noch gesichert ist. Die Wartungsarbeiten werden noch bis zum 21. Juli dauern.
Offiziell begründet Gazprom die Bedenken damit, dass eine wichtige Turbine, die zuletzt in Kanada gewartet worden war, noch nicht wieder am Pipeline-Unternehmen angekommen sei. Die deutsche Regierung hält dagegen, mit der absehbaren Lieferung der Turbine aus Kanada gebe es keinen Grund mehr, die Gaslieferungen zu drosseln. Zuletzt waren nur noch 40 Prozent der sonst üblichen Menge an Gas aus Russland geliefert worden.
Gas aus Russland ist extrem wichtig für die Energieversorgung vor allem der Industrie und der privaten Haushalte. Gut die Hälfte der Wohnungen in Deutschland werden mit Gas beheizt.
Mit anderen Worten: Russlands Präsident Putin setzt die Gasversorgung Deutschlands als politische Waffe ein. So jedenfalls haben das Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mehrfach betont. So sagte Habeck etwa dem Sender RTL: "Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich befürchte es nicht." Die Abhängigkeit von russischem Gas ist hoch, auch wenn die Regierung schon einiges unternommen hat, um sie zu verringern.
Zuständig für die Frage, wer welche Mengen an Gas in Deutschland bekommt, ist die Bundesnetzagentur, eine staatliche Behörde. Deren Chef, der Grünen-Politiker Klaus Müller, betont stets, dass in erster Linie die privaten Haushalte versorgt werden. So sagte er dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland": "Die deutsche und die europäische Rechtslage sehen vor, die privaten Haushalte bis zum Ende zu schützen." Auch wenn Wirtschaftsminister Robert Habeck daran jetzt Zweifel aufkommen ließ. Habeck hatte die bislang vorgesehene Priorisierung von Verbrauchern etwa vor den Industriekunden in Frage gestellt, wenn es tatsächlich zu einem kompletten Ausfall der Gaslieferungen kommen sollte.