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Was ist ein Gefangenenaustausch ?
DW
Die Verteidiger des Asow-Stahlwerks im ukrainischen Mariupol befinden sich in russischer Gefangenschaft, die Ukraine hofft auf einen Gefangenenaustausch. Doch was genau versteht man darunter?
Für hunderte ukrainische Soldaten ist die Zukunft äußerst ungewiss: Am späten Montagabend verließen sie das Asow-Stahlwerk in Mariupol, mehr als 50 von ihnen schwer verletzt. Sie wurden in ein Dorf bei Donezk gebracht - ein Gefangenenlager, das von ukrainischen Offiziellen auch schon als Konzentrationslager bezeichnet wurde. Sie sollen nach dem Willen der Ukraine in einem Gefangenenaustausch wieder freikommen. Die Ukraine bräuchte ihre Helden lebend, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.
Eine Einigung scheint jedoch noch in weiter Ferne: Der Chef des russischen Parlaments, Wjatscheslaw Wolodin, hat sich schon gegen einen generellen Austausch ausgesprochen. Russland tue jedoch alles, um die ukrainischen Gefangenen medizinisch zu versorgen und human zu behandeln, hieß es weiter. Bislang hatten die Soldaten es abgelehnt, sich in russische Gefangenschaft zu begeben - zu groß ist die Angst vor Folter oder Tod.
Sollte ein Austausch dennoch funktionieren, wäre es nicht der erste, seit Russland Krieg gegen die Ukraine führt. So wurden zum Beispiel Ende März dieses Jahres zehn russische Soldaten gegen zehn ukrainische Soldaten ausgetauscht, Anfang Mai wurden nach russischen Angaben 41 Ukrainer frei gelassen. Seit Kriegsbeginn in der Ostukraine 2014 wurden zwischen der ukrainischen Regierung und Vertretern der separatistischen Gebiete hunderte Gefangene ausgetauscht. Damals sprach Putin von einem "einem guten Schritt nach vorne, in Richtung Normalisierung".
Schon seit Jahrhunderten beschäftigen sich Menschen mit der Frage, wie mit Soldaten in Gefangenschaft umzugehen ist. Der Begriff Kriegsgefangener wird in den Genfer Konventionen behandelt, ein Teil des humanitären Völkerrechts. Die erste Konvention wurde bereits 1864 aufgesetzt, eine weitere 1929 beschlossen. 1949 wurden beide Konventionen - auch vor dem Hintergrund der Gräuel des Zweiten Weltkriegs - überarbeitet. Sie sind bis heute gültig. Unmenschliche und entwürdigende Behandlungen sind demnach verboten.
Doch was genau sind eigentlich Kriegsgefangene? Um als Kriegsgefangener zu gelten, muss sich die betroffene Person an einem Konflikt beteiligt haben oder Mitglied einer militärischen Befehlsstruktur sein. Soweit die Theorie. In der Praxis sind jedoch auch Menschen in Gefangenschaft, auf die diese Definition nicht zutrifft.