
Was die neue Verfassung Chile bringen - und nehmen - könnte
DW
Die Chilenen haben vor allem linke Vertreter in die verfassungsgebende Versammlung gewählt. Eine Neuauflage der konservativen Verfassung des Landes dürfte vom Tisch sein. Damit stehen auch Errungenschaften auf dem Spiel.
Chile hat eine verfassungsgebende Versammlung gewählt, und die konservative Regierungskoalition hat mit ihrer Kandidatenliste Vamos por Chile weniger als ein Viertel der Sitze errungen. Das ist nicht nur eine Niederlage für Präsident Sebastián Piñera und sein Parteienbündnis Vamos Chile. Es könnte auch bedeuten, dass das Land vor einer Zeitenwende steht. Die heutige Verfassung stammt aus dem Jahr 1980. Sie geht also auf die Militärdiktatur unter General Augusto Pinochet zurück. Doch nicht nur deshalb ist sie vor allem den politischen Kräften links der Mitte ein Dorn im Auge. Sie gilt auch als neoliberales Bollwerk gegen die Einflüsse sozialistischer Ideen: "Die Autoren der Verfassung haben Chile eine Marktwirtschaft nach dem Modell der Chicagoer Schule verordnet", sagt der Verfassungsrechtler Rainer Grote, der für das Heidelberg Center für Lateinamerika in Santiago de Chile gelehrt hat. "Das bedeutet, dass der Staat sich weitgehend aus dem Wirtschaftsgeschehen sowie aus Bereichen wie Bildung, Kultur und Sozialpolitik heraushält."More Related News