Warum sich eine Sammlerin von ihrer Kunst trennen will
Die Welt
Im Kölner Auktionshaus von Sotheby’s wird selten live versteigert. Jetzt gibt es einen guten Grund: Ingvild Goetz versteigert einige Kunstwerke aus ihrer berühmten Sammlung – darunter auch „Bad Paintings“.
Blankes Entsetzen bei den Zürchern, als Ingvild Goetz 1972 ihre neue Galerie mit einem Happening von Wolf Vostell eröffnet, das die Schweizer Waffenlieferungen nach Angola kritisiert. Die Niederlassungsbewilligung war futsch. Und Goetz zeigte fortan Cy Twombly, Bruce Nauman und viel Arte Povera – in München.
Seit 1984 widmet Goetz sich ihrer Sammlung, zu der schon sehr früh der systematische Erwerb von Medienkunst gehört. Ihr Privatmuseum entstand nach Plänen der jungen Architekten Herzog & de Meuron, die sich am Hochufer der Isar 1993 erstmals und ziemlich radikal dieser Herausforderung stellen. Ingvild Goetz sammelte nicht einfach große Namen, was ihre Mittel als Otto-Erbin durchaus zugelassen hätten. Sie war vielmehr neugierig, bildete sich ihr eigenes Urteil, lag, wie sich so oft gezeigt hat, richtig, machte auch Fehler – und verbuchte sie als Erfahrungswert mit Kompetenzgewinn. In jenseits jeglichen Mainstreams angesiedelten Wechselausstellungen machte sie Teile ihrer inzwischen imposanten Sammlung öffentlich.