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Warum musste Manfred Meisel sterben?
RTL
Manfred Meisel hat als Gastronom mit seinem Bierkönig Geschichte geschrieben. Der Mord an ihm, seinem Sohn und einer Angestellten bleibt bis heute rätselhaft.
Wie macht man an der Playa de Palma ein kleines Vermögen? Man reist mit einem großen Vermögen an. Solche und ähnliche Schwänke bekommt man gerne von Menschen zu hören, die ihr Glück an der berühmten Vergnügungsmeile auf Mallorca versucht haben und gescheitert sind. Einer, der es geschafft hat, ist Manfred Meisel. Der Gastronom aus Frankfurt hat in den 1990er-Jahren eine unfassbare Erfolgsgeschichte geschrieben, die in Teilen als Inspiration für den "König von Palma" diente und die dramatisch endete.
Der 12. November 1997 ist vermutlich in die mallorquinische Kriminalgeschichte eingegangen. Der Gastronom Manfred Meisel, sein achtjähriger Sohn und eine Angestellte, werden in der Finca bei S'Aranjassa tot aufgefunden. Die Spurensichtung der Polizei ergibt, dass der Tod dieser drei Menschen eine regelrechte Hinrichtung war. Die tödlichen Schüsse wurden aus einer kleinkalibrigen Waffe durch ein Kissen abgegeben. Das Einzige, was man wohl bis heute ausschließen kann, ist ein Raub. Immerhin fand die Polizei rund 30 Millionen Peseten (ca. 18.000 Euro) unberührt. Der Fall gibt viele Rätsel auf. Damals lautete die Aussage der Behörden "Über Motiv und Hintergrund der Tat gibt es keine Anhaltspunkte." Und bis heute wirft der Fall Manfred Meisel viele Fragen auf. An der Playa de Palma schießen damals wie heute die Gerüchte ins Kraut. Es gibt unzählige Theorien und Meinungen über das Wer und das Warum. Wir haben drei davon zusammengetragen.
Manfred Meisel ist in Frankfurt ein erfolgreicher Gastronom. Er betreibt in den 1980er-Jahren erfolgreich verschiedene Lokale in der Mainmetropole. Im Jahre 1990 will er dann auf Mallorca sein Glück als Gastwirt probieren. Der Legende nach ist er mit einem Koffer voller Geld auf die Lieblingsinsel der Deutschen gereist. Auf Umwegen übernimmt er einen Laden namens "Bierkönig". Erneut beweist er auf der Balearen-Insel seinen untrüglichen Riecher für die Bedürfnisse seiner Gäste. Aus der brachliegenden Kneipe macht Meisel einen Biergarten mit Diskofeeling und es gibt Currywurst und Schaschlik. Der Laden brummt. Mehrere Tausend Gäste am Tag spülen ihm Geld in die Kasse.
Meisel kann sich eine Finca mit 25.000 Quadratmetern Land leisten. Hier lebt er mit seiner Freundin, seinem Sohn und rund 2.000 Papageien, die er zum Hobby züchtet. Es heißt, dass der Sohn eines Zoo-Händlers, die größte Zucht in Europa hat. Mit 13 Angestellten kümmert er sich um die Tiere. Und hier setzt auch die erste Theorie an.
Der Handel mit Papageien ist ein durchaus lukratives Geschäft. Der Markt wird von Südamerika und Malaysia kontrolliert. Die Händler aus diesen Ländern gelten als nicht sonderlich zimperlich, wenn es um unliebsame Konkurrenz geht. Und Meisel ist diesen Herrschaften offensichtlich in die Quere gekommen. Mit seiner Zucht, die immerhin mehr als 2.000 Tiere umfasst und einen Wert von zwei Millionen Mark haben soll, stört er offenbar die Geschäfte in Europa. Bekannt ist, dass Meisel von einem Argentinier krankenhausreif geschlagen wurde und Drohungen erhalten hat. Das hat ihn aber nicht davon abgehalten seinem Hobby weiter nachzugehen. Hat ihn diese Dickköpfigkeit das Leben gekostet?
Bei weiteren Untersuchungen der Finca von Meisel wird in einem Tresor eine gewaltige Summe an Bargeld gefunden. Es soll rund eine Million Mark in 1.000-Mark-Scheinen gewesen sein. Der Verdacht liegt nahe, dass dieses Geld nicht aus den Tageseinnahmen aus dem "Bierkönig" stammen. Wer zahlt sein Bier schon mit so großen Scheinen? Es werden Parallelen mit einem Fall auf Ibiza gezogen. Ende der 1980er-Jahre wurde hier ein Mann, der wohl Drogengeld gewaschen hatte und dabei seine Auftraggeber betrogen hatte, samt seiner Lebensgefährtin und den beiden Töchtern umgebracht und einbetoniert. Die Polizei vermutete damals, dass dieser Mord als Abschreckung für andere Geldwäscher dienen sollte.
Wenn Manfred Meisel wirklich beim Waschen von Drogen- oder Schwarzgeld betrogen haben sollte und das Tatmotiv hier zu finden wäre, würde es auch den Mord an seinem Sohn und seiner Angestellten Claudia L., die von den Tätern offenbar für Meisels Lebensgefährtin gehalten wurde, erklären.
Für die Gäste, die die vielfältigen Möglichkeiten der Amüsiermeile an der Playa de Palma nutzen, bleiben die Strukturen meist verborgen. Zeitweise kann man von mafiösen Organisationen lesen und hören, die das Gastrogeschäft rund um Kneipen, Clubs und Discos am Ballermann beherrschen. Unliebsame Mitstreiter sollen zusammengeschlagen worden sein oder sind in den Ruin getrieben worden. Auch von Mord war in diesem Zusammenhang die Rede. Und so könnte Manfred Meisel einigen seiner gastronomischen Konkurrenten auf die Füße getreten sein. Er hat Sperrstunden ignoriert und so zum Beispiel den benachbarten Discos Kunden weggeschnappt. Dementsprechend ist ein Tatmotiv bei der örtlichen Konkurrenz durchaus denkbar.