Warum Glenn Close einen Oscar verdient
DW
Glenn Close zählt zu den besten Charakterdarstellerinnen Hollywoods. Nun wird sie 75 und eigentlich fehlt nur noch ein Oscar in ihrer Trophäensammlung.
Die US-Amerikanerin Glenn Close gehört zu den wandlungsfähigsten Schauspielerinnen Hollywoods. Es scheint, als könne sie einfach alles spielen: skrupellose, bösartige und intrigante Frauen, vom Leben gezeichnete, verzweifelte, leidende Frauen, ja sogar in die Rolle eines Mannes kann Glenn Close glaubwürdig schlüpfen. Vor allem Anti-Heldinnen sind ihre große Stärke. Dennoch ist sie auf kein Genre festgelegt und steht auch mit mehr als 70 Jahren noch regelmäßig für große Produktionen vor der Kamera. Nebenbei versorgt sie ihre Fans auf Instagram mit Geschichten aus ihrem Alltag. Dort beschreibt sie sich als Schauspielerin, Produzentin und Autorin. Aber auch als einen lärmempfindlichen, introvertierten Menschen. Und als stolze Hundemama.
Dass sie durchaus für einen Spaß zu haben ist, zeigte sie einem Millionenpublikum bei der Oscarverleihung 2021. Dort tanzte sie spontan zu dem Hip-Hop-Song "Da Butt" aus dem 1980er-Jahre-Film "School Daze" von Spike Lee und löste damit im Saal und im Netz Begeisterung aus.
Bei den Oscars ist Glenn Close seit Jahrzehnten ein gern gesehener Gast. Schon mit ihrem allerersten Kinofilm, der Roman-Adaption "Garp und wie er die Welt sah" (1982), schaffte sie es 1983 unter die Nominierten für die beste Nebenrolle - ging aber leer aus. Das wiederholte sich wieder und wieder. Heute gilt sie als "erfolgreichste" Oscar-Verliererin. Achtmal nominiert, keinmal gewonnen. Das hat noch keine geschafft. Doch Glenn Close scheint das einfach wegzulächeln. Kann sie auch, denn dass sie trotz Oscar-Schlappe eine unheimlich erfolgreiche, geschätzte und talentierte Schauspielerin ist, kann niemand abstreiten.
Sie brilliert als Charakterdarstellerin, ist sich aber auch für Actionfilme nicht zu schade und bedient das Popcornkino ebenso wie das Independent-Kino. Hauptsache nicht langweilig. Das sei ihr bei der Rollenauswahl besonders wichtig, sagte sie einmal in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Das war 2012 - in dem Jahr, als sie beim Filmfestival in San Sebastian bereits für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde.
Ihre beispiellose Karriere verdankt sie vor allem ihrem schauspielerischen Können und ihrer Willensstärke. So hatten sie Ihre Eltern in ihrem Berufswunsch nicht bestärkt. Sie hätten gesagt, die Schauspielerei sei nicht gut für den Charakter, erzählte Glenn Close 2019 in einem Interview mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Ihr Vater habe sie noch zu College-Zeiten gedrängt, Kurzschrift zu lernen, damit sie zur Not Sekretärin werden könne.