Warnung vor Austritt radioaktiver Substanzen
ZDF
Tschernobyl ist ohne Strom: Die ukrainische Atomenergiefirma Energoatom warnt davor, dass radioaktive Substanzen aus dem AKW austreten könnten.
Die Atomruine von Tschernobyl ist im Zuge der Kämpfe in der Ukraine vom Stromnetz abgeschnitten worden. Darum könne verbrauchter Kernbrennstoff nicht mehr gekühlt werden, teilte die staatliche ukrainische Atomenergiefirma Energoatom mit und warnte vor dem Austritt radioaktiver Substanzen.
Arbeiten zur Wiederherstellung der Verbindung und der Stromversorgung der von russischen Soldaten besetzten Anlage seien demnach nicht möglich wegen anhaltender Kämpfe.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba rief zu einer Waffenruhe auf, um Reparaturarbeiten vornehmen zu können.
Bereits am Dienstabend hatte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, mitgeteilt, dass "die Datenfernübertragung der im Kernkraftwerk Tschernobyl installierten Überwachungssysteme ausgefallen ist". Die Überwachungssysteme der IAEA sollen feststellen, ob radioaktives Material entweicht.
Im Kernkraftwerk Tschernobyl war es 1986 zu einem verheerenden Unfall gekommen, bei dem hunderte Menschen starben und radioaktives Material sich über ganz Europa ausbreitete. Das Kraftwerk ist seitdem stillgelegt, ein riesiger Schutzmantel soll den Austritt von Radioaktivität verhindern.
Die russische Armee hatte das Gelände im Norden der Ukraine am ersten Tag ihres Einmarschs erobert. Mehr als 200 technische Mitarbeiter und Wachleute sind seitdem auf dem Gelände eingeschlossen. Der Behörde zufolge sind sie seit fast zwei Wochen ununterbrochen im Dienst, weil es unter russischer Kontrolle keinen Schichtwechsel mehr gegeben habe. Sie hätten zwar Wasser und Nahrung, aber ihre Lage verschlechtere sich immer mehr.
Normalerweise arbeiten mehr als 2.000 Menschen in rotierenden Schichten in dem Sperrgebiet. Die IAEA forderte Russland auf, die Mitarbeiter austauschen zu lassen, da Ruhezeiten für die Sicherheit der Anlage entscheidend seien.