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Warnstufe Orange: Deutsche Unternehmen im Visier russischer Hacker
DW
Kriege finden inzwischen auch im digitalen Raum statt. Als Reaktion auf die Sanktionen des Westens könnte Putin versuchen, mit Cyberattacken deutschen Unternehmen zu schaden. Wie berechtigt ist die Angst davor?
Russland hat die Ukraine nicht nur mit Panzern und Raketen angegriffen - schon vorab hat es im digitalen Raum Attacken gegeben. So wurden Router, Stromnetze und Ministerien- und Behördenwebseiten in der Ukraine gehackt. Auch der Angriff auf das Satellitennetzwerk Ka-Sat des amerikanischen Betreibers Viasat schreiben Experten Russland zu. Wahrscheinlich sollten so Kommunikationswege in der Ukraine gestört werden.
Die Folgen waren aber auch in anderen Ländern Europas zu spüren. Bis zu 30.000 Empfangsgeräte konnten nicht mehr genutzt werden. Unter anderem betroffen war Enercon, ein Hersteller von Windkraftanlangen. Satellitengestützte Modems in 5800 Windrädern wurden zerstört, so dass die Räder nicht mehr aus der Ferne gewartet werden können.
Das sei bisher der einzige Fall, in dem es in Deutschland zu einem Kollateralschaden gekommen ist, sagt Dirk Häger vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in einem Podcast. Daneben habe es seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine in Deutschland wenige unzusammenhängende IT-Sicherheitsvorfällen gegeben, die aber nur vereinzelt Auswirkungen hatten, heißt es vom BSI auf Anfrage der DW. Es gebe aber eine abstrakt erhöhte Bedrohungslage in Deutschland. "Die Gefährdung ist ganz eindeutig da", sagt Häger. So hat das BSI die Alarmstufe Orange ausgerufen und die Wirtschaft aufgefordert, die Wachsamkeit zu erhöhen.
Erste Anzeichen für eine Bedrohung gibt es schon. "Wir sehen verstärkte Scanning-Aktivitäten auf Schwachstellen beziehungsweise auf Systeme", sagt IT-Experte Sebastian Artz vom IT-Branchenverband Bitkom. "Da wird geschaut, ob bestimmte Ports offenstehen, ob man quasi in die Systeme reinkommt." Natürlich würde es ständig solche Aktivitäten geben, aber ein derartiger Anstieg sei schon ein Hinweis auf eine Angriffs-Vorbereitung, so Artz. Allerdings sei es nicht erwiesen, dass diese Aktivitäten auf Russland zurückzuführen seien.
Auch Joe Biden hat am Dienstag vor russischen Cyberangriffen in den USA gewarnt. Russland habe eine sehr "ausgeklügelte Cyber-Kapazität", so Biden. Es gebe immer mehr Hinweise darauf, dass Russland eventuell Optionen für mögliche Cyberangriffe als Reaktion auf die Wirtschaftssanktionen des Westens prüfe. Energie, Informationstechnik, Wasser, Gesundheits- und Finanzwesen - vor allem Unternehmen, die sogenannte kritischen Infrastrukturen bereitstellen, sollten sich gegen derartige Angriffe wappnen.