
Walter Scott zum 250.: Der Autor, der sich bei allem etwas dachte
Frankfurter Rundschau
Ein Aufklärer und Romantiker zugleich: Vor 250 Jahren wurde der schottische Schriftsteller Walter Scott geboren.
Am 15. August 1771 wurde Walter Scott in Edinburgh geboren. Die schottische Metropole war eine der Brutstätten der europäischen Aufklärung. James Buchan schrieb in seinem Buch „Capital Of the Mind – How Edinburgh Changed the World“: „Ein knappes halbes Jahrhundert lang, von der Rebellion in den Highlands im Jahre 1745 bis zur französischen Revolution 1789 regierte die kleine Stadt den Intellekt des Westens. Knapp fünfzig Jahre lang legte eine Stadt, die bekannt gewesen war für nichts als Armut, religiöse Bigotterie, Gewalt und Verfall, die geistigen Grundlagen der modernen Welt.“ David Hume, Adam Smith, William Robertson und Adam Ferguson waren europaweit berühmt für ihren intellektuellen Wagemut, ihre bizarren Angewohnheiten und ihre moralische Integrität. Noch 1755 hatten die französischen Aufklärer in ihrer Enzyklopädie verächtlich über Schottland geschrieben. Schon 1762 aber schrieb Voltaire: „heute lehrt uns Schottland die Regeln des Geschmacks in allen Künsten – von der epischen Poesie bis zum Gartenbau.“ Mit dem vor 250 Jahren geborenen Walter Scott wurde Edinburgh auch zu einem der Hauptorte der europäischen Romantik und die schottischen Hochebenen zu einer ihrer gefeiertsten Landschaften. Am Anfang der schriftstellerischen Laufbahn Walter Scotts steht ein kleiner Band mit dem Titel „Apology For Tales Of Terror“. Er enthielt unter anderem Scotts Übersetzungen von Goethes „Erlkönig“ und Bürgers „Leonore“. „German-mad“ sei er damals gewesen, schrieb Scott später. Schauerballaden waren eines der Transportmittel, mit denen die Aufklärung über sich hinaus wollte. Überall in Europa. Hugh Blair, einer der Köpfe der schottischen Aufklärung, hatte bereits 1760 „Fragments of Ancient Poetry“ herausgebracht. Angeblich die Übersetzung von in den schottischen Highlands gesammelten Gedichten und Liedern. Blair hatte sich nicht selbst die Arbeit gemacht, sondern einen Hauslehrer namens James Macpherson mit ihr beauftragt. Der ging den einfacheren Weg und dichtete selbst. Unter dem Titel „Ossians Gesänge“ wurden die von ihm erfundenen schottischen Gedichte ein europäischer Bestseller.More Related News