Wagner-Söldner würden „Russen rechts und links töten“ – russischer Hardliner warnt
Frankfurter Rundschau
Die Zukunft der Wagner-Söldner wird gespannt verfolgt. Nun warnt ein ehemaliger russischer Militär seine Landsleute vor Jewgeni Prigoschins Anhängern.
Moskau – Sie hatten die Wahl. Nach ihrem abgebrochenen Marsch auf Moskau gab Wladimir Putin den Wagner-Söldnern drei Optionen mit auf den Rückweg. Sie konnten ihrem Anführer Jewgeni Prigoschin in dessen zumindest vorübergehendes Exil in Belarus folgen, in ihre Heimat zurückkehren oder sich der russischen Armee anschließen und sich womit das Wohlwollen des Kreml im Ukraine-Krieg zurückverdienen.
Wie viele der weltweit gefürchteten Kämpfer sich tatsächlich unter das Dach der vor allem von Prigoschin heftig kritisierten Militärführung begaben, ist nicht bekannt. Vor allen anderen warnt Igor Girkin jedoch eindringlich. Der einstige Putin-Vertraute und militärische Führer der separatistischen Volksrepublik Donezk, der unter dem Pseudonym Strelkow bekannt ist, befürchtet, dass Mitglieder der Gruppe Wagner nun auch zur Gefahr für Russen werden könnten. Nachdem sie in verschiedenen Weltregionen jahrelang auf ihre Weise Moskau treue Dienste erwiesen haben. Und laut Putin auch von dort bezahlt wurden.
Wie Girkin auf seinem Telegram-Kanal schrieb, müsse klar zwischen Prigoschin und „dem von ihm kontrollierten Personal“ unterschieden werden. Denn unter den Wagner-Kämpfern befänden sich auch „viele Freiwillige, die keine andere Möglichkeit fanden, sich an der Verteidigung des Vaterlandes zu beteiligen, sowie diejenigen, die nach dem effektivsten Einsatz ihrer Kräfte und Fähigkeiten im laufenden Krieg suchten“. Andere hätten schon in Syrien und Afrika gekämpft und Wagner sei ihre Heimat geworden.
Daher galt: „Solange Wagner für Russland kämpfte, konnte man die Augen vor der Negativität ihrer Ideologie verschließen.“ Als Beispiele nennt Girkin Mottos wie „Unser Geschäft ist der Tod und das Geschäft ist gut“ oder „Das Beste in der Hölle“. Doch nun sei alles anders. Der 52-Jährige erwähnt natürlich den sogenannten „Marsch der Gerechtigkeit“, ebenso Prigoschins öffentliche Kritik am offiziellen russischen Kriegsgrund, es fühle sich von der Ukraine bedroht.
Wer nun unter dem Kommando vom „Bastard-Koch“ – wohl eine Anspielung auf Prigoschins einstigen Spitznamen „Putins Koch“ – bleibe, müsse als Verräter an Russland angesehen werden. „Ganz einfach, weil Prigoschins ‚Privatarmee‘ kein moralisches Recht hat, als Verteidiger des Vaterlandes zu gelten“, erklärt Girkin: „Und ihre Kämpfer verteidigen ihr Recht, jeden und überall für das Geld zu töten, das ihnen ihr ‚Arbeitgeber‘ zahlt.“