Wagner-Söldner agieren weiter
n-tv
Durch den Aufstand seiner Söldner fällt Wagner-Chef Prigoschin bei Putin in Ungnade. Die Geschäfte der Organisation in Afrika laufen allerdings weiter wie gewohnt. Investigativjournalisten gehen davon aus, dass die Truppe auch künftig für Moskau arbeiten wird.
Nach dem weltweit beachteten Beinahe-Putsch in Russland war sie fast totgesagt. Doch die Söldnerarmee Wagner des Milliardärs Jewgeni Prigoschin lebt. Schon wenige Tage nach dem Aufstand empfing Präsident Wladimir Putin seinen Ex-Vertrauten Prigoschin mit dessen Kommandeuren im Kreml und besprach offenbar die Zukunft der im Krieg in der Ukraine, in Syrien und in Afrika aktiven Truppe. Inzwischen agieren Wagner-Leute, die Putin am 24. Juni bei dem Aufstand noch als "Verräter" beschimpft hatte, straffrei und beinahe wieder so, als wäre nichts gewesen. Ganz offiziell sind die Wagner-Kämpfer jetzt auch in Belarus bei Machthaber und Putin-Schützling Alexander Lukaschenko als Militärausbilder im Einsatz.
In Russland will Kremlchef Putin angesichts des Wildwuchses von inzwischen 40 freiwilligen Kampfverbänden für Ordnung sorgen. Das Parlament soll eine gesetzliche Grundlage für sie schaffen - ein Unterfangen, das in der Vergangenheit schon scheiterte. Prigoschin lehnte das stets ab. Zwar zeigten russische Staatsmedien Razzien gegen Prigoschins Firmen in St. Petersburg sowie Statussymbole wie Goldbarren, Geldbündel und Orden aus Russland und von den Wagner-Einsätzen in Afrika. Tagelang sah es so aus, als wären Prigoschin und sein Firmenimperium Concord bald Geschichte. Doch er bleibt im Geschäft.
Prigoschin verdiente Milliarden mit der Proviantversorgung des Militärs und investierte stets auch einen Teil des Gewinns etwa in seine Einsätze in Afrika. Seit Wochen beobachten Investigativjournalisten der russischen Enthüllungsplattform Dossier.Center des Putin-Gegners Michail Chodorkowski in dessen Exil in London, wie Prigoschins Flugzeug zwischen Afrika, Russland und Belarus tourt. Dossier.Center beruft sich auf eigene Informanten in den Wagner-Reihen, nach denen Prigoschin selbst in St. Petersburg bleibt und von dort agiert. Der 62-Jährige hat zwar sich und seinen Wagner-Leuten eine Auszeit zur Erholung bis Anfang August verordnet. Aber schon unmittelbar nach dem Aufstand sagte auch Russlands Außenminister Sergej Lawrow, dass Moskau seine Interessen in Afrika nicht aufgeben werde.